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Alleingang Ortegas

Nicaraguas ehemaliger Präsident lässt den Sandinisten keine Wahl: Nur er darf sie zurück an die Macht führen

SAN SALVADOR taz ■ Dass Daniel Ortega noch einmal Präsident von Nicaragua werden will, ist schon lange klar. Jetzt sagte der Generalsekretär der Sandinistischen Befreiungsfront (FSLN) auch, wie er es werden will. In Gesprächen mit Journalisten Anfang der Woche stellte er klar: Bei der parteiinternen Vorwahl am 21. Februar wird er keinen anderen Kandidaten neben sich dulden. Die Basis soll sich nur für ihn entscheiden dürfen. Das, meint er, sei nach elf Jahren Opposition der einzige Weg zurück an die Macht.

Seit die Sandinisten bei der Kommunalwahl Anfang November fast alle wichtigen Gemeinden einschließlich der Hauptstadt Managua gewonnen haben, ist Ortega stolz wie ein Gockel. Er hofft, dass ihn die Welle des Siegs bei der Wahl im nächsten November ins Präsidentenamt trägt. „Es wäre riskant, nun mit neuen Führerfiguren zu improvisieren“, meint er. Dann doch lieber mit ihm, der seit zwanzig Jahren und zunehmend autoritärer und realitätsfremder die FSLN beherrscht.

Riskant sind jedoch einzig Ortegas Ambitionen. Denn er hat nur die Präsidentschaftswahl von 1984 gewonnen, die auf Anweisung der USA von fast der gesamten Opposition boykottiert worden war. Bei den relativ freien Wahlen von 1990 und 1996 hat er verloren. Sein einstiges Charisma wurde vollends aufgezehrt, seit ihm seine Stieftochter jahrelangen sexuellen Missbrauch vorwirft. Der Macho macht dabei kein gutes Bild. Er verschanzt sich hinter seiner parlamentarischen Immunität.

Dass die Sandinisten die Kommunalwahl gewonnen haben, lag nicht an ihm. Eher im Gegenteil. Herty Lewites zum Beispiel hat die Hauptstadt vor allem deshalb gewonnen, weil er sich deutlich von Ortega und dem ihm ergebenen Führungszirkel der Partei distanziert hat. Er repräsentiert einen neuen, demokratischeren Sandinismus, der mit Victor Hugo Tinoco, dem stellvertretenden Vorsitzenden der Parlamentsfraktion, auch einen präsidentiablen Kandidaten hat.

Der eher ruhige und nachdenkliche Tinoco könnte, genau so wie der umtriebige Unternehmer Lewites, auch Nicht-Sandinisten anlocken. Ortega aber traut man höchstens das Stimmenpotenzial der hundertprozentigen FSLN-Anhänger zu. Das sind gerade einmal 25 bis 30 Prozent der Wähler. Da braucht nur ein einziger einigermaßen attraktiver Rechts-Kandidat auftauchen, und die sandinistische Siegeswelle der Kommunalwahl ist verebbt. TONI KEPPELER

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