: „Liebe taz...“ Mogelpackung auf Recyclingpapier
Betr.: „swb-Chef gegangen“, taz vom 16./17.12. 00
Die Bremer taz wirbt seit Monaten mit einer Ökostromkampagne von pro Natur/swb Enordia. Anstatt taz-LeserInnen zu ökologischem Handeln aufzufordern – als Einstieg in den Atomausstieg – käme dies (nach der swb-Beteiligung bei den Bielefelder Stadtwerken mit Atomstromanteilen beim AKW Grohnde) einem Einstieg beim kommenden Atomstromproduzenten swb Enordia/Essent gleich. Diese Kampagne dürfte damit hinfällig sein.
Und nicht nur die taz: Für Ökostromkunden erweist sich die bisherige Empfehlung des Umweltverbandes BUND in Bremen zu pro Natur/swb Enordia nun als eine Mogelpackung erster Güte, das nicht einmal das Recyclingpapier wert ist auf dem es steht. Seriös zu vermitteln ist das wohl keinem Kunden von pro Natur/swb Enordia mehr. Doch wohin wechseln, als interessierter Ökostromkunde?
Eine schlechte Wahl ist da ausgerechnet die Naturstrom AG, gegründet von den Umweltverbänden BUND, NABU und Eurosolar. Der Ökostromkunde zahlt bei diesem Zuschussmodell einen Aufpreis von ca. 8 Pfennig der verbrauchten Kilowattstunde für umweltfreundliche Energien. Der Grundumsatz von ca. 26 Pfennig verbleibt jedoch teils bei dem alten Energieversoger, denn es findet kein echtes Aufkündigen der alten Verträge statt.
Die Naturstrom AG scheut die Auseinandersetzung mit den Atomstromproduzenten, um sich die Abgabe einer Stromdurchleitungsgebühr von ca. 12 Pfennig zu ersparen. Zwar können hierbei ein paar mehr Pfennige in regenerative Energien investiert werden, doch stehen diesem Vorteil das Kungeln mit Atomstromproduzenten entgegen und es werden auch keine wirklichen alternativen Stromversorgungsstrukturen aufgebaut.
Bessere Vorbilder gibt es auf diesem undurchsichtigen Markt für Ökostromkunden genug, wie es das Genossenschaftsmodell von Greenpeace oder die „Stromrebellen“ aus Schönau zeigen. Dort wird selbstverständlich der Versorger gewechselt, der Aufbau einer alternativen Stromversorgung vorangetrieben und es verbleibt keine Mark mehr bei Atomstromern.
Zur Erinnerung: Als „notwendige Modernisierung und Sanierung“ und „zukunftsweisend“ pries Bürgermeister Henning Scherf den Verkauf der Bremer Stadtwerke an Essent/swb Enordia. Wesentlich zukunftsweisender erschiene jedoch das Abschalten des maroden AKW Grohnde. Damit nicht genug, Bremen entfernt sich in rasantem Tempo vom eigenen Energiestandort, da Essent/swb Enordia den Abbau von fünf der acht Bremer Kraftwerke vorsieht, darunter die moderne KWK-Anlage in Hastedt. Und dafür gibt es bald „zukunftsweisend“ auf Kosten von Arbeitsplätzen und Sicherheit billigen Atomstrom. Kristian Kupka
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