: UMTS mal anders
Exmonopolist Telia geht bei Lizenzvergabe in Schweden leer aus. Auch die Deutsche Telekom ist nicht dabei
STOCKHOLM taz ■ Die „Katastrophe für Schweden“, welche Telia-Konzernchefin Marianne Nivert nunmehr herandämmern sieht, wird es wohl nicht. Eine Katastrophe für Telia ist es aber zweifellos. Als die schwedische Post- und Telefonbehörde (PTS) am Samstagmittag verkündete, welche vier Telekomgesellschaften eine Lizenz für das neue UMTS-Mobilnetz erhalten werden, ging Telia nämlich leer aus. Der ehemalige Monopolist ist nach wie vor die größte Telefongesellschaft in Schweden und deckt als einziger Operateur das ganze Land ab. Nivert: „Das ist ein historisches Ereignis. So etwas kann wirklich nur in Schweden passieren.“
Es bedarf in der Tat großer Neutralität, wenn eine staatliche Zulassungsbehörde keine Rücksicht auf das Telefonunternehmen nimmt, bei welchem der gleiche Staat größter Akionär ist. Den Zuschlag für die vier UMTS-Lizenzen erhielten „Tele 2“ mit Netcom im Rücken, „Europolitan“ unter Beteiligung des britischen Vodafone-Konzerns, „Orange“ mit France Télécom und der norwegischen Schibsted-Mediengruppe sowie „HI 3 G“, hinter dem der schwedische Finanzriese Wallenberg und die Hongkonger Finanzgruppe Hutchisson Whampoa stehen. Ohne Lizenz blieben neben Telia auch die finnische Sonera, die spanische Telefónica und T-Mobile International, eine Tochter der Deutschen Telekom.
Das dünn besiedelte Schweden, wo der Netzaufbau einen gewaltigen Kapitalbedarf und langen Amortierungsatem erfordert, hat die Lizenzen nicht versteigert, sondern einen Wettbewerb ausgeschrieben. 10 Konsortien hatten Angebote abgeliefert. In die Endauswahl kamen nur Unternehmen, welche eine Mobilabdeckung von mindestens 99,98 Prozent der schwedischen Bevölkerung und eine solide Finanzierung garantierten.
Die PTS geht davon aus, dass Schweden das führende UMTS-Land zumindest in Europa werden und das UMTS-Netz bis Ende 2003 nahezu vollständig ausgebaut sein wird. Eine Rechnung, durch die der Verlierer Telia noch einen Strich machen könnte. Die Lizenzvergabe kann gerichtlich angefochten werden. Telia-Chefin Nivert kündigte an, dass sie dies „selbstverständlich“ tun werde. REINHARD WOLFF
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