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Totschläger gesteht

Hauptverdächtiger legt im Prozess um gewaltsamen Tod eines Obdachlosen in Greifswald Geständnis ab

STRALSUND dpa ■ Im Prozess wegen Totschlags an dem Obdachlosen Klaus Gerecke in Greifswald hat der Hauptangeklagte ein Geständnis abgelegt. Das 47-jährige Opfer sei Forderungen nach Bier, Zigaretten und Geld nicht nachgekommen, deshalb habe er den Mann niedergeschlagen und bis zur Bewusstlosigkeit getreten, erklärte der 21-Jährige vor der Jugendstrafkammer des Landgerichts Stralsund.

Mitangeklagt sind zwei 18-jährige Frauen, die sich der Anklage zufolge an der Gewalttat im Juni aktiv beteiligt haben sollen. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Trio gemeinschaftlichen Totschlag aus niederen Beweggründen vor. Die Tat sei mit beispielloser Brutalität ausgeübt worden. Auch als der Überfallene schon bewusstlos gewesen sei, hätten sie noch auf ihn eingetreten. Die kurz danach herbeigerufene Polizei und der Notarzt konnten nur noch den Tod des Misshandelten feststellen.

Die Angeklagten antworteten bei der Vernehmung nur stockend. Der Hauptangeklagte berichtete über seine zerrütteten Familienverhältnisse. Bereits seit dem 13. Lebensjahr konsumiere er Alkohol. Die Verteidigung geht wegen der unzureichenden Persönlichkeitsentwicklung der Tatverdächtigen davon aus, dass sie nach den milderen Bestimmungen des Jugendstrafrechts verurteilt werden dürften. Der Prozess wird am nächsten Mittwoch fortgesetzt.

Zur Erinnerung an den erschlagenen Klaus Gerecke ist gestern in der Hansestadt eine Gedenktafel eingeweiht worden. Die Tafel mit der Aufschrift „Zum Gedenken und Nachdenken“ wurde von Greifswalds Oberbürgermeister Joachim von der Wense (CDU) an einer Hausecke am Tatort enthüllt. Sie war von einem Steinmetz gespendet worden. Insgesamt gab es in Mecklenburg-Vorpommern im letzten Halbjahr schon vier brutale Überfälle auf Obdachlose mit tödlichem Ausgang.

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