piwik no script img

Testfahrt zur Gewaltprävention

Senator Böger schaute sich nach viel versprechenden Ansätzen gegen rechte Gewalt um

Schul- und Jugendsenator Klaus Böger (SPD) war in dieser Woche auf Tour: auf der Suche nach viel versprechenden Ansätzen gegen rechte Gewalt. Da im kommenden Jahr etwa zwei Millionen Mark zusätzlich für Gewaltprävention zur Verfügung stehen werden, informierte sich der Senator vor Ort in entsprechenden Jugendprojekten und traf auf sehr unterschiedliche Konzepte.

Ausgesprochen begeistert zeigte sich Böger vom Sportjugendclub Reinickendorf im Märkischen Viertel: „Die Jugendlichen mit Sport von der Straße zu holen ist für mich die effektivste Art der Gewaltprävention“, schwärmt Böger. Die meisten Jugendlichen seien mit intellektuellen Mitteln nun mal nicht beeinflussbar. Im Märkischen Viertel wird Breakdance, Fitness und Kampfsport selbst organisiert.

Schon seit Jahren rangiert das Märkische Viertel in der Hitliste der sozialen Brennpunkte auf den obersten Rängen: 60 Prozent der Jugendlichen sind nicht deutscher Herkunft, die meisten türkischer Abstammung. In den letzten Jahren kommen aber auch verstärkt Menschen aus Osteuropa hinzu, immer mehr deutsche Familie wandern ab.

Ganz anders sieht dagegen die Arbeit des Vereins Gangway in Treptow aus: Dort sind Streetarbeiter am Werk, die die Kids auf der Straße betreuen. Ihr Hauptproblem: Gewalt von rechts. Dass sich die Jugendlichen mit Mitteln des Landes selbst verwalten wie im Märkischen Viertel, ist dort nicht drin. Zu groß ist die Gefahr, dass sich die Jugendlichen eine Infrastruktur für die Neonazi-Szene aufbauen. „Es kann nicht unser Interesse sein, der NPD-Jugend einen Billardabend zu finanzieren“, erklärt der Sozialarbeiter Stefan Schützler von Gangway. Statt Gruppengefühl deshalb Einzelbetreuung. Wichtig sei deshalb vor allen Dingen, Jugendliche zu erreichen, die noch nicht fest in einer Partei organisiert sind, so Schützler. Denn Rechtsextremismus findet nach seinen Angaben in der Zwischenzeit immer mehr im Kopf statt. CORINNA BUDRAS

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen