: Es wird kommen
Das Deutsche Centrum für Photographie nimmt in Berlin Gestalt an. Als „Kompetenzzentrum“ könnte es sich im Bereich Modefotografie profilieren
von BRIGITTE WERNEBURG
Es wird kommen. Allerdings wird es 2002 nicht wie geplant in den östlichen Stülerbau einziehen. Das wird erst 2007 der Fall sein, wenn das Ägyptische Museum auf die Museumsinsel gezogen ist, sagte Klaus-Dieter Lehmann am Mittwoch auf einem Pressegespräch zur Zukunft des Deutschen Centrums für Photographie (DCP) in Berlin. „Wir sind nicht in der Lage, noch einmal eine Zwischenlösung zu finanzieren“, meinte der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Sie würde einen doppelten Umzug des Ägyptischen Museums bedeuten.
Vielleicht, so sekundierte ihm der Generaldirektor der Staatlichen Museen, Peter-Klaus Schuster, vielleicht wird das DCP aber auch gar nicht in den Stülerbau einziehen. Denn wenn der Projektleiter des Centrums, Manfred Heiting, bis Juni 2001 einen Finanzierungsplan für das neue Museum vorlegt, dann gibt es – mit seinem Einvernehmen – zwei Konzepte, ein maximales und ein minimales. Und weil Peter-Klaus Schuster ganz offenkundig die minimale Version recht gut gefällt, findet er auch, dass „man das DCP nicht zum Opfer einer Immobiliennostalgie machen soll“.
Bevor sie möglicherweise zum Hauptprogramm avanciert, funktioniert die minimale Lösung erst einmal als Vorprogramm zur großen Lösung und macht das Centrum für Photographie schon jetzt arbeitsfähig. Das zeigt die Helmut-Newton-Ausstellung in der Neuen Nationalgalerie (siehe taz vom 9. 11.). Der Mies-van-der-Rohe-Bau soll wie die Kunstbibliothek und das Kunstgewerbemuseum fester Ausstellungsort des DCP am Kulturforum sein. Zudem sollen die Magazine der Kunstbibliothek „in Amtshilfe“ (Schuster) als Archiv der Sammlung dienen, die drei Schwerpunkte haben wird: Fotografie in Preußen, eine Sammlung zur Geschichte des Mediums und Modefotografie. Das Archiv könnte sich mit der avisierten Steinorth-Bibliothek mit 15.000 bis 20.000 Titeln rasch füllen. Und es gibt Firmen, so Peter-Klaus Schuster, die dem DCP die technische Ausrüstung für die digitale Aufbereitung seiner Bestände sponsern wollen.
Wenn dann in Juni die Finanzierungspläne vorliegen, will Manfred Heiting nur noch als Gastkurator am DCP arbeiten. Durch eine Stellenausschreibung soll bis dahin der Fotohistoriker oder die Fotohistorikerin gefunden sein, der oder die als Kurator die Sammlungs- und Ausstellungspolitik des DCP bestimmen wird. Das wird der kritische Termin sein, an dem über die Arbeit des neuen Museums entschieden wird, das nach Heiting eine „Schule des Sehens“ und ein „Kompetenzzentrum“ sein möchte.
Die Schule des Sehens geschenkt, aber in der Aufgabe als Kompetenzzentrum liegt die Berechtigung des DCP, und diese Aufgabe ließe sich etwa im Bereich Modefotografie finden. Denn die 45.000 Fotografien, die die Kunstbibliothek mit der Lipperheideschen Kostümblibiothek besitzt, bilden schon den entscheidenden Bestand für den Schwerpunkt Modefotografie. Dazu könnte das Archiv von Horst P. Horst und vielleicht auch Peter Lindbergh kommen und es wird über die Sammlung von F. C. Gundlach gesprochen. Es sollte das Bild des Centrums dann aber nicht durch den „Berlin Photography Price“ für den 77-jährigen Modefotografen Richard Avedon und nicht durch die Großausstellung zum 80. Geburtstag von Helmut Newton bestimmt werden. Wie der Band „Pages from the Glossies“ zeigt, der seine Zeitschriftenaufträge dokumentiert, lässt sich mit Helmut Newtons Fotografien sehr viel intelligenter arbeiten, als es die aufgepumpte Retrospektive in der Nationalgalerie zeigt. Da passt es ausgezeichnet zum Pressetermin der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, dass im Moment bei der Neuen Gesellschaft für Bildende Kunst die Dokumentation des Symposiums „Fotografie im Zenrum – Centrum für Photographie“ erschienen ist, auf dem im Oktober 1999 in exzellenter Besetzung mögliche Konzepte für das DCP diskutiert wurden.
Dokumentation zu bestellen für 10 DM über katalog@ngbk.de oder NGBK, Oranienstraße 25, 10999 Berlin
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