Kinders Löwenherz

■ In Syke soll ein Kinderhospiz entstehen, das Kindern und Eltern hilft, die letzten Jahre gemeinsam zu gestalten – und zu genießen

Ein beschauliches Reihenhaus am Rande von Bremen. Im Küchenfenster hängen bunte Bastelbilder. Hier wohnt Christian Kettler. Wie lange Christian noch zu leben hat, weiß niemand. Doch die Ärzte sagen, dass er noch als Kind sterben wird. Der Achtjährige leidet unter einer Stoffwechselkrankheit. Bis zum vierten Lebensjahr hat er sich ganz normal entwickelt. Dann, so erzählt seine Mutter Petra Kettler, wurde er plötzlich unkonzentriert, nässte wieder ein und konnte sich nicht mehr alleine anziehen.

Heute kann Christian nicht mehr laufen, sprechen und frei sitzen. Seit zwei Jahren wird er über eine Sonde ernährt, hat Krampfanfälle. Die Krankheit, ist ein fortschreitender Prozess, der nach und nach alle Körperfunktionen außer Kraft setzt. Dennoch geht Christian in die 3. Klasse einer Schule für Behinderte. Und er macht auch zweimal im Jahr Urlaub: Im Kinderhospiz im sauerländischen Olpe.

Das Kinderhospiz „Balthasar“ ist bislang das einzige in der Bundesrepublik. Doch das ist zu wenig. Und so gründete sich vor gut zwei Jahren der Verein „Kinderhospiz Löwenherz“ in Sulingen. Inzwischen hat er 200 Mitglieder und verhandelt in Syke über ein Baugrundstück. Erste Baupläne sehen ein 800 Quadratmeter großes Haus mit zehn Plätzen vor: mit einzelnen Kinderzimmern und getrenntem Schlafbereich für Eltern und Geschwister, Gemeinschafts- und Therapieräumen. Investitionssumme: drei bis vier Millionen Mark.

Krankenkassen und Politiker stehen, so Astrid Janssen vom Verein „Kinderhospiz Löwenherz“ hinter dem Projekt. Anfang des Jahres soll in Hannover mit Vertretern des Sozialministeriums und der Spitzenverbände über die Kostenverteilung verhandelt werden. Klar ist allerdings schon jetzt, dass es keine Vollfinanzierung des Hauses geben wird und immer auch Spenden einen Teil der Kosten tragen müssen. Eine halbe Million wurde schon gesammelt, doch das reicht noch nicht, um 2001 mit dem Bau beginnen zu können.

Dringend müsse aber die Lücke zwischen der ambulanten Kinderkrankenpflege und dem stationären Aufenthalt im Krankenhaus geschlossen werden, sagt Astrid Janssen. Eltern todkranker Kinder bräuchten auch in Norddeutschland Unterstützung – mit einem Aufenthalt übers Wochenende oder auch einem zwei- bis dreiwöchigen Urlaub. Ein Kinderhospiz ist nicht nur ein Sterbehaus. Ein wesentlicher Gedanke ist, die Eltern so zu stärken, dass sie ihre Kinder Zuhause sterben lassen können, sagt Christians Mutter. Wichtig sei auch, dass man Eltern mit gleichen Problemen kennenlerne, „wo man nicht viel erklären muss.“ Das mache das Leben einfacher. Man könne einfach auch mal abschalten, entspannen, die Pflege an geschultes Personal übergeben. Jährlich sind rund 4.000 Kinder von tödlichen Krankheiten betroffen. Doch bis zum Ende vergehen oft Jahre. Jahre in denen Tod und Leben gegenwärtig sind, die Kinder noch im Leben stehen; Jahre, in denen mit ihnen und um sie herum gelacht, gespielt und gelebt wird. Diese Phase so angenehm wie möglich zu gestalten, darum bemüht sich der Verein „Kinderhospiz Löwenherz“ in Sulingen. Beate Hinkel

Nähere Information gibt es im Internet unter: www.Kinderhopiz-loewenherz.de oder der Telefon-Nummer 04271/95 29 72.