Betr.: Ronald Schill

Das war kein gutes Jahr. Was Ronald Schill selbst nicht so sehen würde, wähnt er sich doch dabei, die Stadt Hamburg aus dem Sumpf der Kriminalität zu erretten. Darin lässt er sich weder durch den Fehlstart seiner „Partei Rechtsstaatlicher Offensive (Pro)“ noch durch seine Verurteilung wegen Rechtsbeugung beirren. Schon der Start war nicht eben nach Plan. Denn seit Januar arbeitete Schill nicht mehr als Strafrichter, sondern in der Zivilabteilung des Amtsgerichtes. Allerdings liess er seine Akten dort unbearbeitet liegen, als die Staatsanwaltschaft Anklage gegen ihn erhob und das Landgericht einen Termin für den Prozess festsetzte. Er sei befangen, begründete er die Arbeitsverweigerung. Im Oktober wurde der Richter dann wegen Rechtsbeugung verurteilt. Denn ein Jahr zuvor hatte er die Beschwerde zweier in Ordnungshaft gesperrter Prozesszuschauer verschleppt. Das Urteil wertete Schill als Beleg dafür, dass sich der rotgrüne Senat gegen ihn verschworen habe und selbst die Jusitz in die Intrige eingebunden sei. Dabei standen sich die Mitstreiter seiner im Sommer gegründeten „Pro“ in ers-ter Linie selbst im Weg: Zwei Vorstandsmitglieder verloren ihre Pos-ten, weil sie schon mal mit dem Gesetz in Konflikt gekommen waren.

ee / Foto: Henning Scholz