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Startprobleme

■ Ein ganzes Jahr Gezerre um den A3XX und am Ende eine faustdicke Überraschung

Das größte Industrieprojekt Hamburgs steht vor dem Absturz, sehr zur Freude von Betroffenen und Umweltschützern. Die Erweiterung der Airbus-Werft Finkenwerder in das Süßwasserbiotop Mühlenberger Loch hinein wurde am 18. Dezember vom Verwaltungsgericht vorläufig untersagt. Die Teilfertigung des Riesenfliegers A3XX, den Airbus-Mutter EADS auf den neuen Namen A380 umtaufte, ist damit ungewisser denn je.

Sollte das vom Senat angerufene Oberverwaltungsgericht in vermutlich vier bis sechs Wochen den Baustopp aufheben, wird in der federführenden Wirtschaftsbehörde die größte denkbare Hektik ausbrechen. Bis 31. August muss die Stadt auf eigene Kosten von 1,15 Milliarden Mark 140 Hektar des Vogelschutzgebietes in erschlossenes Bauland verwandeln – ein kaum zu schaffender Kraftakt.

Sollte der Baustopp jedoch bestätigt werden, ist das umstrittene Projekt für Hamburg gestorben. Bürgermeister Ortwin Runde und sein Wirtschaftssenator Thomas Mirow (beide SPD) stünden dann vor den Trümmern einer richterlich abgeurteilten Standortpolitik. Ein wirtschaftspolitisches Debakel sondergleichen ausgerechnet im Jahr der Bürgerschaftswahl.

Das aber hätten sie sich selbst zuzuschreiben. Die behauptete Endmontage des doppelstöckigen Jets in Hamburg ist eine Schimäre; in Finkenwerder werden laut EADS-Beschluss lediglich Lackierung und Einbauten vorgenommen. Und die Planfeststellung, welche die Wirtschaftsbehörde bei sich selbst beantragte und sich selbst genehmigte, war das Gegenteil eines rechtsstaatlichen Verfahrens. Und es gibt haufenweise Indizien dafür, dass es auch noch gemogelt war: Die Notwendigkeit einer nochmaligen Verlängerung der Start- und Landebahn – dann in das Obstdorf Neuenfelde hinein – wurde für die Zukunft nie ausgeschlossen.

Die aber steht zurzeit ohnehin in den Sternen. smv

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