Kampfansage der Wirtschaft

Flüchtlinge, A380, Atomausstieg, Ökosteuer: Handelskammer-Präses Schües redet vor ehrbaren Kaufleuten Klartext  ■ Von Sven-Michael Veit

Im Werk von Sir Karl Popper findet jeder was er sucht. Auch Nikolaus Schües. „Im Namen der Toleranz sollten wir das Recht beanspruchen, Intoleranz nicht zu tolerieren“, zitierte Hamburgs Handelskammer-Präses gestern den Philosophen als Kronzeugen seines Eintretens „gegen Fremdenfeindlichkeit“. Und fügte vor den etwa 2000 handverlesenen Gästen bei der traditionellen „Versammlung eines Ehrbaren Kaufmanns“ in der Börse gleich hinzu, wie er diesen Satz verstanden wissen möchte: „Wir sind nicht gut, wenn wir die relativ meisten Wirtschaftsflüchtlinge dieser Welt beherbergen, wir sind erst dann gut, wenn sich die Besten der Jugend dieser Welt um Studien- und Arbeitsplätze in unserem Land reißen.“

Eine gar feinsinnige Differenzierung zwischen erwünschten und unerwünschten Nicht-Deutschen, die Schües vorzunehmen wusste. Nur gut, dass der Präses mit dem Personalpronomen „wir“ lediglich jene gemeint haben kann, die mit ihm noch weitere Ansichten teilen.

Zum Beispiel die, dass „die Ökosteuer zum Trümmerhaufen des ersten rot-grünen Regierungsjahres und mit ihm entsorgt gehört“. Oder jene, dass „der Ausstieg aus der Kernenergie eine Selbstlüge“ und „nichts so provinziell wie die deutsche Energiepolitik“ sei. Und nicht zuletzt diese, dass ein Klagerecht von Umweltverbänden gegen Großprojekte „eine Kampfansage an unsere Wirtschaft“ sei.

Doch trotz alledem lässt einer wie Schües sich das positive Denken nicht nehmen: Zur Sicherung „des wegweisenden Zukunftsprojekts“ werde er „eine ,Allianz für den A380' ins Leben rufen“. Das ist wohl als Kampfansage der Wirtschaft zu verstehen.