Unchristliche Weihe jetzt christlich

Politiker aus Ostdeutschland initiieren als Alternative zur Jugendweihe eine bekenntnisfreie Jugendfeier auf der Grundlage christlicher Werte. Veranstalter konventioneller Jugendweihen bleiben gelassen. Die Kirche jedoch fürchtet die Konkurrenz

von MAJA DREYER

Die Weihnachtsglocken sind gerade verhallt, da klingeln schon die nächsten: Auf Initiative von Günther Nooke (CDU) gründete sich gestern der Verein „Maiglocke“. Damit hat der Unionsfraktionsvize und ehemaliger Bürgerrechtler der DDR verwirklicht, was er vor einem Jahr gefordert hatte: „bekenntnisfreie Jugendfeiern auf der Grundlage der christlichen Tradition“.

Der Name soll die Grundideen vermitteln, wobei Mai für Neues und Grünendes steht und Glocke sowohl an Kirchenglocken wie aber auch die Versammlungsglocke als Aufruf zur Ordnung beinhaltet. Unter den 20 Gründungsmitgliedern mit verschiedenen Hintergründen sind auch der SPD-Politiker und Theologe Richard Schröder oder Werner Schulz, wirtschafts-und ostpolitischer Sprecher der Grünen im Bundestag. Allen gemeinsam ist die christliche Orientierung. Und die wollen sie nun auch ostdeutschen Jugendlichen mit auf den Weg geben.

Damit wollen sie Jugendweihe und Jugendfeiern Konkurrenz machen, für die sich laut Nooke etwa 60 Prozent der 14-Jährigen in Ostdeutschland entscheiden. „Viele gehen jedoch nur mangels einer Alternative zur Jugendweihe“, meinte Richard Schröder. Er kritisierte, dass die Organisatoren der Jugendfeiern immer noch aus den alten Jugendweiheausschüssen der DDR stammen. Schröder sieht entgegen der antikirchlichen Propaganda der DDR-Regierung eine große Bevölkerungsgruppe in Ostdeutschland, die „in wohlwollender Distanz zur Kirche“ stehe.

Bevor die Jugendlichen bei den „Maiglockenfesten“ ihren Übergang in das Erwachsenenleben feiern, müssen sie an vier Veranstaltungen und einer Gruppenfahrt teilnehmen. Auf dem Programm stehen Themen wie Lebensplanung, Menschenrechte, Demokratie sowie ein Kirchenbesuch vor Ort. „Wir werden aber nicht als Missionare auftreten“, hält Nooke Kritikern des christlichen Angebots entgegen. Es gehe auch nicht im eine „Konfirmation light“. Vielmehr strebe man ein gutes, kooperatives Verhältnis zu den Kirchengemeinden an. „Darauf haben wir uns mit den Kirchen verständigt“, bestätigt Schröder.

Von der Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg kommt allerdings keine Bestätigung. „Unsere Beteiligung an solchen Veranstaltungen will ich zunächst noch dahingestellt sein lassen“, kommentiert deren Öffentlichkeitsbeauftragter, Reinhard Lampe, die Vereinserklärung. Man könne zwar nichts gegen solche christlichen Initiativen haben, aber eine derartige Feier „hat keinen Boden“. Das einzig Sinnvolle, so Lampe, sei die Konfirmation. Das Maiglockenfest sei eine Konkurrenz.

Damit hätte „Maiglocke e. V.“ sein Ziel verfehlt. Denn eigentlich richtet sich die Initiative, so Nooke, „gegen das Monopol der Jugendweihe“. Dort gibt man sich allerdings unbeeindruckt: „Wir sind optimistisch, dass der Verein keine große Konkurrenz für uns wird“, sagt Gregor Ziese-Henatsch, Leiter des Bereichs Jugendfeier beim Humanistischen Verband in Berlin.