Kaum Ehre für Krack

Nur wenige alte Genossen zeigten sich bei der Beerdigung des letzten Oberbürgermeisters der Hauptstadt der DDR

Normalerweise tönt er etwas lauter, Verdis Gefangenenchor aus „Nabucco“. Aber die Orgel in der Friedhofskapelle spielte selbigen gedeckt, während am Eingang die Gäste zur Trauerfeier für Erhard Krack eintrafen. Auf dem Städtischen Friedhof Pankow III hatte man sich für die Urnenbeisetzung des früheren Ostberliner Oberbürgermeisters, der am 11. Dezember im Alter von 69 Jahren verstorben ist, auf ein großes Geleit eingerichtet: Doch es kamen gestern nur etwa 80 Trauernde. Krack war von 1974 bis 1990 der politische Kopf der DDR-Hauptstadt.

Obwohl Krack nach den Wahlfälschungen von 1989 von der SED-Oberen geschnitten wurde, zollten einige ihm doch noch mal Respekt. Seine alten Kollegen brachten Blumen, darunter auch rote Nelken. Mitglieder des damaligen Magistrats waren vertreten sowie ehemalige DDR-Minister. Christian Hartenhauer, Kracks Interimsnachfolger von 1990, hielt die Trauerrede, sachlich, lobend, anerkennend. „Leicht hatte er es nie“, sagte er. Und: „Auf ihn konnte man sich verlassen.“ Er zählte die Errungenschaften auf, die Krack in den 26 Jahren seiner Amtszeit als Oberbürgermeister durchsetzen konnte. Hartenhauer bezeichnete Krack als jemanden, der nicht nur plante, sondern auch ausführte und sich immer den „Fragen des Lebens“ stellte.

Eine von Kracks letzten Amtshandlungen war die Öffnung des Brandenburger Tors, die er im November 1989 gemeinsam mit dem damaligen Regierende Bürgermeister Westberlins, Walter Momper (SPD), vornahm. Momper war auch einer der Ersten, die Kracks Frau und seinen Töchtern bei der Trauerfeier ihr Beileid aussprachen. Sonst zeigte sich keiner aus dem westlichen politischen Spektrum. Der Senat wie auch die PDS hatten angekündigt, dass sie keinen offiziellen Vertreter zu der Urnenbeisetzung schicken würden.

MAJA DREYER