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Westerwelle kommt

Nach zähem Ringen wirft Wolfgang Gerhardt das Handtuch und überlässt dem Generalsekretär den FDP-Vorsitz: „Eine Lebensentscheidung“

BERLIN taz „Ich bin der Idiot hier. Ich komme mir vor wie im Zirkus.“ Der baden-württembergische FDP-Vorsitzende Walter Döring konnte seinen Zorn nicht verbergen: Zwar hatte ihn der Landesparteitag gerade erst mit eindrucksvollen 96,5 Prozent in seinem Amt beastätigt – aber das zähe Gerangel um die Macht auf Bundesebene verdarb den Südwest-Liberalen die Veranstaltung, die eigentlich ein glanzvoller Auftakt des bevorstehenden Wahlkampfs für die Landtagswahlen am 25. März hätte werden sollen.

Dringend hatte Döring im Interesse der Landespartei den noch amtierenden FDP-Vorsitzenden Wolfgang Gerhardt und dessen Generalsekretär Guido Westerwelle darum gebeten, möglichst schnell das Ergebnis ihrer Gespräche öffentlich bekanntzugeben. Bis zuletzt hoffte er, doch noch ein gewisses Medieninteresse für den Landesparteitag wecken zu können. Vergeblich: Je länger der Tag dauerte, desto deutlicher wurde zugleich, daß von einer einvernehmlichen Lösung keine Rede sein konnte. Westerwelle wollte mehr, als Gerhardt zunächst zu geben bereit war – der mochte sich von seinem Amt als Parteichef nicht trennen. Erst am Abend gab der FDP-Vorsitzende schließlich auf. Er werde Westerwelle für den Vorsitz vorschlagen, sagte der Noch-FDP-Chef unf fügte hinzu: „Ich habe eine Lebensentscheidung getroffen.“ Ein bißchen spät für die Südwest-Liberalen.

Innerhalb der Partei dürften sich die Kampfhähne mit dem Tauziehen um die Macht beide keinen großen Gefallen getan haben. Bundesweit ließen gestern zahlreiche FDP-Politiker aller Parteiflügel, darunter Günter Rexrodt aus Berlin und Sabine Leutheusser-Schnarrenberger aus Bayern, erkennen, daß sie die Form des Übergangs von Gerhardt an Westerwelle für wenig professionell hielten.

Eigentlich müssen übrigens bei der FDP – wie auch bei anderen Parteien üblich – die Delegierten eines Parteitages ihren Vorsitzenden wählen. Die FDP-Spitze legt allerdings mit ihrem Vorgehen den Verdacht nahe, daß sie diesen Vorgang lediglich für eine Formalität hält. Dabei hätte Westerwelle einer Forsa-Meinungsumfrage unter FDP-Anhängern zufolge auch bei einer Kampfkandidatur gegen Gerhardt gute Chancen gehabt: 60 Prozent waren dafür.BettinaGaus

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