: Automontage im Swimmingpool?
■ Bremen will DaimlerChrysler die Flächen des Schlossparkbads anbieten, sollte es Expansionsflächen brauchen / Ob es allerdings ein Ersatzbad kommt, bleibt die Frage
Erst am Wochenende haben die SchwimmerInnen in Sebaldsbrück für den Erhalt ihres Freibades protestiert. Denn wenn Sportsenator Bernt Schulte (CDU) nicht bis Ende Februar 170.000 Mark zusammenbekommt, bleibt das Freibad im Sommer dicht. Doch längst machen Gerüchte die Runde, dass das Schlossparkbad komplett geschlossen werden könnte – wenn DaimlerChrysler nebenan mehr Fläche braucht.
CDU-Fraktionschef Jens Eckhoff sieht jedenfalls Handlungsbedarf „mal grundsätzlich zu klären, wie die weiteren Pläne des Unternehmens in Bremen sind“. Schließlich gebe es für DaimlerChrysler nicht allzu viel Ausweichfläche, wenn der Autokonzern wirklich expandieren wolle. Da wäre nur das Schlossparkbad, für dessen Sanierung ohnehin die Liegewiesen verkauft werden sollten. Deswegen haben die Fraktionsspitzen der CDU und SPD erklärt, dass Gespräche mit der Autofabrik geführt werden sollen. Und deswegen wurden auch schon mal die Lagepläne von den Bremer Bädern angefordert.
Im Falle eines Falles würde für DaimlerChrysler allerdings mehr zum Verkauf stehen als nur die Liegewiese rund um das Freibad. Dann wäre auch das Hallenbad gefährdet, fürchten die SchwimmerInnen: „Die Grenze zum Werk schrammt doch schon jetzt dicht am Parkbad vorbei“, nachdem DaimlerChrysler vor Jahren die Schule Holterfeld und ein kleines Haus des Schloss-bades gekauft hat.
DaimlerChrysler jedenfalls dementiert offiziell mögliche Expansionswünsche. „Es gibt keine aktuellen Bedürfnisse“, erklärt Werks-Sprecher Wendelin von Machui. Ohnehin sei der Bereich Schloss-parkbad „für industrielle Zwecke viel zu klein“. Der Betriebsrat hat dagegen Informationen, dass Zulieferbetriebe möglichst schnell rund um das Werk angesiedelt werden sollen. Außerdem soll die Konzernzentrale in Stuttgart in diesem Jahr entscheiden, ob in Deutschland ein neues Werk gebaut werden sollte oder ob statt dessen die alten Werke erweitert würden.
Wenn sich in den Gesprächen mit DaimlerChrylser herausstellt, dass „der größte Arbeitgeber der Stadt expandieren will, ist die Entscheidung klar, was Vorrang hat“, stellt CDU-Fraktionschef Eckhoff schon mal klar. Im Zweifelsfall müsste das Schwimmbad weichen. Mit den Erlösen aus dem Flächenverkauf und weiteren privaten Investoren könne man dann aber über ein neues Bad an einem anderen Standort nachdenken. Statt einem veralteten Bad mit überdimensionierten Außenflächen wie in Sebaldsbrück könnte sich Eckhoff einen abgespeckten Neubau mit kleineren Wasserflächen, aber einem größeren Freizeitangebot wie zum Beispiel Saunen vorstellen.
Ob ein neues Bad überhaupt realistisch wäre, ist allerdings fraglich: Käme es zum Flächenverkauf, wäre es den Bremer Bädern lieber, mit dem Geld die übrigen Schwimmbäder zu sanieren: „Solange man es nicht schafft, die drei großen Bäder in der Neustadt, in Vegesack und in Walle zukunftssicher zu machen, müsse man sich keine Gedanken um eine neue Schwimmhalle machen“, erklärt Geschäftsführer Wolfgang Heise. Außerdem stehen in den nächsten Jahren Investitionen in Höhe von 47 Millionen Mark an, um mehrere Bäder zu sanieren und die Wasserqualität auf EU-Norm zu trimmen.
Ohne einen Neubau indes wird man in Sebaldsbrück Protest schlagen: „Erst haben sie uns die Bibliothek weggenommen, dann das Gymnasium, jetzt womöglich das Schwimmbad“, sagt Wilfried Schröder (CDU) vom Beirat: Mit einem Stadtteil der so groß ist wie eine mittlere Stadt, sei das nicht zu machen. „Wenn das Leben hier nicht lebenswert ist, braucht man in Bremen auch nicht mehr zu wohnen.“ Das hätte Bremen dann von seiner Sparpolitik. pipe
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