Friedhof geschändet

Rechtsextreme verüben Brandanschlag auf den Jüdischen Friedhof in Potsdam. Bekennerschreiben vor Ort gefunden

Keine 24 Stunden nach der Demonstration gegen Rechtsextremismus und Antisemitismus in Cottbus ist auf den Jüdischen Friedhof in Potsdam gestern ein Anschlag verübt worden. Dabei wurde ein zur Trauerhalle führendes Tor an der Rückseite des Gebäudes von wahrscheinlich rechtsradikalen Tätern angezündet. Durch den Brand entstand in dem Holzportal ein 1,30 mal 0,25 Meter großes Loch. Zudem wurde der Innenraum der Halle beschädigt. Die Schändung sei am Montag früh entdeckt worden, sagte Matthias Jahr, Geschäftsführer der Jüdischen Gemeinde Brandenburg, zur taz. Nach Auskunft von Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) ist am Tatort ein Bekennerschreiben einer so genannten Nationalen Bewegung sicher gestellt worden. Diese rechte Organisation sei in Potsdam bekannt, habe aber nur wenige Mitglieder. Möglicherweise stecke auch ein Einzeltäter hinter dem Anschlag, so Schönbohm.

Jahr bezeichnete den Anschlag als „unbegreiflich“, da nach der Demonstration in Cottbus die jüdischen Mitbürger wieder „Zuversicht“ verspürt hätten. Zugleich wollte er nicht ausschließen, dass die Schändung als „möglicher Racheakt nach Cottbus“ von Rechten inszeniert worden sei. Der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, Andreas Nachama, zeigte sich geschockt und rief zur „Gegenwehr“ gegen Rechtsextreme auf.

Kritisch äußerte sich Jahr zu der polizeilichen Aufsicht vor dem Friedhof. Zwischen Sonntag und Montag sei der Ort nicht bewacht worden. Da der Jüdische Friedhof bereits mehrfach geschändet wurde – so hatten im vergangenen Oktober Unbekannte einen Galgen auf den eingravierten Davidsstern des Torschildes geschmiert –, hätte die zeitweise eingesetzte stärkere Bestreifung und Videoüberwachung unbedingt fortgesetzt werden müssen.

ROLF LAUTENSCHLÄGER