: zur person
Walter Rothschild
Vor gut zweieinhalb Jahren kam der gebürtige Brite Walter Rothschild von der Karibikinsel Aruba nach Berlin zu der größten jüdischen Gemeinde der Bundesrepublik, der etwa 12.000 Jüdinnen und Juden angehören. Der 46-Jährige war der einzige liberale Gemeinderabbiner bundesweit. Zuvor hatte die Gemeinde drei Jahre lang nach einem Liberalen gesucht – mit Rothschild und dem ebenfalls neuen Vorsitzenden Andreas Nachama blies ein frischer Wind durch die Gemeinde.
Rothschild war gut für die Arbeit qualifiziert: Deutsch beherrscht er, seitdem er nach dem Abitur sechs Monate bei der Bundesbahn in Hamburg hospitiert hatte. Er studierte in Cambridge Theologie und Pädagogik, am renommierten Leo Back College in London absolvierte er eine sechsjährige Ausbildung zum Rabbiner und arbeitete dann für Gemeinden in Leeds und Wien, bevor er 1998 nach Berlin kam.
Hier schien alles rund zu laufen, aber nach einigem Grummeln wegen seiner zum Teil unkonventionellen Predigten eskalierte überraschend ein Konflikt mit Nachama. Ohne Begründung wurde Rothschild am 16. Februar vergangenen Jahres gekündigt. Ursache war ein persönlicher Streit zwischen den beiden, deren Hintergrund sie öffentlich nicht erklären wollen. Das Schiedsgerichts des Zentralrates der Juden in Deutschland wurde angerufen, ein Kompromiss gefunden: Rothschild wurde wieder in sein Amt eingesetzt, sein Vertrag jedoch vorzeitig beendet. Seit wenigen Tagen ist der liberale Rabbiner nun ohne Anstellung. Im März will er sich in die Repräsentantenversammlung, das Gemeindeparlament, wählen lassen. FOTO: ROLF SCHULTEN
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