„Das ist ziemlich wahnsinnig“

Ein Wahrheit-Interview mit dem Trash-Regisseur Wenzel Storch zu seinem neuen Film

Das Schiff ist eine Mischung aus Riesen-Weinbergschnecke und einer Art Vergnügungsdampfer

Nach einer schier endlos erscheinenden Durststrecke rückt jetzt der neue Film des Avantgarde-Regisseurs Wenzel Storch in greif- bzw. sehbare Nähe. Wir erinnern uns: 1992 schenkte Storch uns mit seinem Film „Sommer der Liebe“ („Danke für das Kloster, danke für die Poster ...“) das prägende Trash-Ereignis des deutschen Kinos. Zu seinem neuen Film befragten wir Wenzel Storch.

taz: Wie wird der Film heißen?

Wenzel Storch: Der Film hat noch keinen endgültigen Titel. Es kommen weder Kokosnüsse noch Träume vor, daher wird er keinesfalls unter seinem bisherigen Arbeitstitel „Coconut-Dreams“ laufen.

Können Sie ein paar Worte zur Story sagen?

Der Film beginnt damit, dass Kapitän Gustav mit seinem Schneckenschiff, was eine Mischung aus einer Riesen-Weinbergschnecke und einer Art Vergnügungsdampfer ist, an einer geheimnisvollen Insel landet. Auf dem Schiff befinden sich mehrere Eingeborene und allerlei Tiere: eine Gottesanbeterin, mehrere Frösche, ein Bär, der gleichzeitig auch der erste Offizier ist, ein Hamster ...

Das sind alles lebendige Tiere?

Ja, alles lebendige Tiere. Und die haben so ein kleines Propellerauto. Mit diesem Propellerauto machen sie sich auf den Weg, die Insel zu erkunden, und stoßen tief in der Nacht auf ein Schloss. Dort stromern sie herum und werden von den Thronwächtern gefangen. Die Frau von Kapitän Gustav macht sich auf die Suche nach ihnen und stößt in dem Schloss auf den bösen König Knuffi ...

Von wem wird Knuffi gespielt?

Von dem Darsteller des Triebtäters aus „Sommer der Liebe“. Er hat auch in dem neuen Film wieder das Pech, den Fiesling spielen zu müssen. Kapitän Gustav wird gespielt von Jürgen Höhne, dem Hauptdarsteller aus „Sommer der Liebe“.

Wie lange arbeiten Sie schon an Ihrem Film?

Die Dreharbeiten an sich dauerten ungefähr vier Monate und wurden dieses Jahr abgeschlossen. Doch mit der eigentlichen Arbeit haben wir schon 1996 begonnen. Wir haben eine Halle in Hildesheim gemietet, sind dann ein Jahr lang herumgefahren und haben Ausgangsmaterial für den jahrelangen Bau der Kulissen gesucht. Wir wussten nur: Wir brauchen ein großes Schiff und ein Schloss. Das ist ja vom Vorhaben her schon ziemlich wahnsinnig. Momentan arbeiten wir noch an der Synchronisation.

Wer wird denn die verschiedenen Rollen sprechen?

Harry Rowohlt wird den Bären sprechen, mit dem Sprecher des König Knuffi hatten wir ein Riesenproblem, denn die normale Stimme des Darstellers passte einfach nicht zu dem Kostüm und der Maske. Wir mussten endlos viele Leute ausprobieren. Jetzt haben wir – Gott sei Dank – die Lösung in Form eines unbekannten Hildesheimers namens Frank Bauer gefunden. Jetzt fehlt uns nur noch der Hamster.

Können Sie schon absehen, wann der Film in die Kinos kommen wird?

Ich hoffe, dass wir dieses Frühjahr fertig werden, und geplant ist, dass er im Herbst in die Kinos kommt.

Die Dreharbeiten waren ja ziemlich aufwendig. Wie steht es mit Ihrer Finanzlage?

Das Budget ist in einem sechsstelligen Bereich überzogen.

Vielen Dank für das Gespräch.

INTERVIEW: CORINNA STEGEMANN

Damit nicht ein Finanzierungsproblem noch den lang ersehnten Kinostart des Films verhindert, findet heute Abend um 21 Uhr im Hamburger Thalia in der Kunsthalle (Glockengießerwall) eine „Wenzel-Storch-Benefiz-Gala“ statt, auf der Max Goldt, Ernst Kahl, Fanny Müller, Christian Y. Schmidt, Horst Tomayer und viele andere in Anwesenheit und zu Gunsten von Wenzel Storch das Publikum mit ihrer Kunst erfreuen werden.