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London laviert bei Uran-Munition

Ein vier Jahre altes Papier warnt vor Krebs durch Uranmunition. Verteidigungsminister nennt Studie fehlerhaft

DUBLIN taz ■ Dass urangehärtete Munition Krebs auslösen kann, weiß das britische Verteidigungsministerium mindestens seit vier Jahren. In einem internen Dokument vom März 1997 heißt es: „Die Inhalierung von nicht löslichem Urandioxidstaub führt zur Akkumulation in der Lunge. Der Abbau, falls er überhaupt stattfindet, ist sehr langsam. Obwohl die chemische Giftigkeit niedrig ist, kann es zu örtlichen Strahlungsschäden kommen, die zu Krebs führen.“

In Bezug auf die Einschätzung der Uranrisiken während des Golfkriegs warnt das Dokument: „Am allerwichtigsten ist, das Risiko der Inhalierung zu reduzieren. Soldaten müssen sich bewusst sein, dass Einatmen von Uranstaub langfristige Risiken birgt. Es hat sich gezeigt, dass der Staub zu einem erhöhten Risiko von Lungen-, Lymphdrüsen- und Hirnkrebs führt. Wer in einem mit Uranstaub verseuchten Fahrzeug ohne Atemschutz arbeitet, ist einem 8-mal höheren Niveau als zulässig ausgesetzt.“

Das Verteidigungsministerium wiegelte ab. Das Papier sei von einem Praktikanten verfasst und wegen Fehlerhaftigkeit nicht weitergegeben worden. Und der für die Armee zuständige Staatssekretär John Spellar merkte an, es gebe zwar ein potenzielles Risiko, aber das sei extrem gering. Auch Nato-Generalsekretär George Robertson sagte, es gebe „keine Verbindung“ zwischen dem Einsatz von Urangeschossen und Leukämie oder anderen Krankheiten. Ein Moratorium komme nicht in Frage. Es ist nicht durchzusetzen, weil Großbritannien und die USA es ablehnen. „Unsere Analyse muss auf Tatsachen beruhen, nicht auf Eindrücken“, so Robertson. „Ich würde der Verwendung dieser Munition nicht zustimmen, wenn ich glaubte, sie stelle eine Gefahr dar.“

Soldaten, die auf dem Balkan eingesetzt wurden, können sich aber auf Staatskosten untersuchen lassen, sagte Spellar. Dieses Angebot gilt aber nicht für Golfkriegssoldaten, obwohl am Golf wesentlich mehr urangehärtete Munition abgefeuert wurde als auf dem Balkan. Der Medizinprofessor Malcolm Hooper, der Golfkriegsveteranen berät, sagte, er sei entsetzt, dass das Verteidigungsministerium im Besitz des Dokuments war, während es versicherte, es gebe keinen Anlass zur Sorge. RALF SOTSCHECK

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