■ Rosi Rolands Bremer Geschichten
: Reißwolf frisst Expo-Expertise

Die Expo war alles in allem ein Erfolg für den Fiskus, haben die Spezialisten von Roland Berger im Auftrag der Expo im Dezember begutachtet. Ursprünglich sollte die Veranstaltung sich selbst finanzieren, dann wurden 400 Millionen Mark Zuschuss bewilligt, schließlich gab es eine Abschlussbilanz von 2,4 Milliarden Mark minus. Wenn man die „indirekten“ Effekte, die zu Steuereinnahmen führen, voll berücksichtige, dann stünden dem aber staatliche Einnahmen von etwa 2,7 Milliarden Mark gegenüber, hatte Roland Berger herausgefunden. Und die Politiker waren zufrieden. Und da die schönen Besucher-Effekte der Expo bundesweit für Wirt-schaftswachstum sorgten, war der Bund bereit, zwei Drittel des Defizites zu übernehmen.

Da für die Staatskanzlei in Hannover entscheidend ist, was hinten rauskommt, war sie also durchaus zufrieden mit diesem Ergebnis. Aber sie traute den Zahlen doch nicht ganz und beauftragte ein Konsortium aus Landesbank und Universität Hannover mit einem eigenen Gutachten. 5.000 Exemplare dieser zweiten Expertise liegen nun gedruckt vor – unter Verschluss.

Grundlage der anderen Expertise ist die Umfrage, die während der Expo unter den Besuchern gemacht wurde. Ergebnis: Zwei Drittel der Befragten kamen aus dem Nahbereich und aus Niedersachsen. Die Hoffnung, dass sogar Hotels in einem 100-Kilometer-Umkreis ausgebucht sein würden, hat sich nicht erfüllt, wie die Bremer Hoteliers schnell festgestellt hatten. Die Sonderzüge, die für die Hotel-Gäste eingerichtet worden waren, blieben leer. Die meisten Besucher sind nach dem Besuch der Expo nicht einmal mehr Essen gegangen, sondern müde und kaputt ins Auto gestiegen und schnell nach Hause gefahren.

Der Anteil der Besucher, die aus dem Ausland kamen und für die Expo eine große, teure Reise angetreten sind, lag unter fünf Prozent. Bei ihren großzügigen Berechnungen der steuerlichen Effekte sollen die Berger-Leute die internalen Expo-Beiprogramm-Projekte nicht einmal herausgerechnet haben, einfachheitshalber...

Das bedeutet: Die Expo war zum überwiegenden Teil eine „regionale Veranstaltung“. Schön für Niedersachsen. Nur: Warum sollte der Bund dafür zwei Drittel des Defizites übernehmen?

Dass das schöne Gutachten in den Reißwolf soll, um diese Frage nicht zu provozieren, wäre eine böse Unterstellung, findet Ihre Rosi Roland