: Mit Treckern gegen Herdentod
Bauern fordern gezielteres Vorgehen bei BSE-Fall. Bayern schließt Futterfabrik. Fleischindustrie verzichtet auf Separatorenfleisch. Hirnanteile in Leberwurst geoutet
BERLIN taz/rtr/dpa ■ In Bayern, Hessen und Niedersachsen haben Bauern am Freitag gegen die Tötung von vollständigen Rinderherden protestiert, in denen ein BSE-Fall aufgetreten ist. Mehr als 1.300 Landwirte mit Traktoren versammelten sich in Celle am Hof von Bauer Lodemann, um gegen den Abtransport seiner gesamten Rinderherde zu protestieren. Bei der Kuh „Rilke“ war eine BSE-Infektion nachgewiesen worden. Bei der Kundgebung verlangten Vertreter des Bauernverbandes, bei BSE-Fällen nach Schweizer Vorbild in der betroffenen Herde nur noch verwandte und Tiere der gleichen Altersgruppe zu keulen.
Rund 100 Bauern aus Bayern und Hessen demonstrierten vor der Frankfurter Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung. Auch in Memmingen im Allgäu kamen etwa 350 Bauern zusammen, um ihrem Unmut Luft zu machen. „Macht Schluss mit dem sinnlosen Keulen“, forderte ein Redner.
Unterdessen hat Bayerns Landwirtschaftsminister Josef Miller (CSU) die Produktion von Rinderfutter in einer Fabrik in Bayern gestoppt. Bei Proben waren unzulässige Spuren von tierischen Bestandteilen im Futter gefunden worden, so das Ministerium. Der Bescheid gilt ab sofort und verpflichtet das Unternehmen, Händler und Landwirte umgehend zu warnen.
Die deutsche Fleischwarenindustrie will wegen der BSE-Gefahren freiwillig auf maschinell entbeintes Separatorenfleisch verzichten. Der Bundesverband forderte die Bundesregierung auf, ein nationales sowie EU-weites Verbot des Separatorenfleisches durchzusetzen.
Öko-Test berichtet, dass in vielen Kalbsleberwurstsorten Hirn nachgewiesen wurde. Das Magazin ließ mehr als 100 Sorten testen. Dabei wurden bei fünf Prozent deutliche Anteile von Fleisch aus dem Zentralnervensystem festgestellt. Bei weiteren zehn Prozent wurden Spuren von Risikofleisch – Hirn oder Rückenmark – gefunden.
brennpunkt SEITE 5
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen