Roth - Grün

Claudia Roth, bisher menschenrechtspolitische Sprecherin der grünen Bundestagsfraktion, soll Parteichefin werden. Die Kandidatin kommt bei Fundis und Realos gleichermaßen gut an

BERLIN taz ■ Schulterklopfen ohne Ende: Gestern einigten sich die Grünen überraschend schnell auf Claudia Roth als Kandidatin für das Amt der Parteivorsitzenden neben Fritz Kuhn. Roth, menschenrechtspolitische Sprecherin der Grünen im Bundestag, gab ihre Bewerbung für die Nachfolge Renate Künasts während der Klausurtagung der Fraktion in Wörlitz bekannt – und alle waren glücklich.

Als „Krone der Professionalität“ bezeichnete der Fraktionsvorsitzende Rezzo Schlauch das gar nicht Grünen-gemäße Tempo der Nominierung. Über die Kandidatin wurde ein Füllhorn von Lob ausgeschüttet. „Sehr warm“ nehme er die Bewerbung auf, ließ der Ko-Vorsitzende Fritz Kuhn wissen. Er kennt Roth noch aus Studienzeiten. Der linke Fraktionsflügel frohlockte, denn Roth steht für die klassisch linken Themen wie Menschenrechts-, Asyl- und Friedenspolitik. Doch gilt sie als so gemäßigt und erfahren, dass auch Joschka Fischer gut mit ihr leben kann. Der Außenminister pries denn auch den „sehr guten Vorschlag“. Er habe mit Roth als Vorsitzender des Menschenrechtsausschusses im Bundestag „gute Erfahrungen“ gemacht – obwohl auch Roth während des Kosovokrieges für einen Angriffsstopp plädiert hatte.

Aus den Landesverbänden, die Claudia Roth auf dem Parteitag der Bündnisgrünen im März in Stuttgart wählen sollen, war ebenfalls nur Genugtuung zu vernehmen. „Eine supergute Kandidatin“, jubelte etwa die NRW-Landeschefin Barbara Steffens, im Osten sah die Thüringer Landessprecherin Astrid Rothe in der Kandidatin „eine Idealbesetzung“.

Roth wird vor allem zugetraut, die linke Basis mit der grünen Realpolitik der Fraktion zu versöhnen. Wird Roth als linke Hälfte der Doppelspitze gewählt, so wird sie ihr Bundestagsmandat niederlegen. OES

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