lektionen gegen nazis: Rechts sein muss uncool sein
Initiativen gegen den Rechtsextremismus sind zu begrüßen. Deshalb ist auch die neueste Idee von Schulsenator Klaus Böger (SPD) eine gute. Er will an den Schulen eine wöchentliche Sonderstunde zum Thema Rechtsextremismus einführen.
Kommentar von RICHARD ROTHER
Aufklärung tut nämlich gerade Not hier. Viel zu viele Jugendliche der Region – in Brandenburg ist es nach wissenschaftlichen Untersuchungen fast jeder Dritte – verfügen über ein rechtes Weltbild. Diese Jugendlichen werden oft genug, auch im Unterricht, in Ruhe gelassen. Weil die Lehrer Konfrontationen befürchten oder ihnen gar argumentativ nicht gewachsen sind. Natürlich darf sich die schulische Auseinandersetzung mit dem Rechtsextremismus und der Nazi-Vergangenheit nicht auf Sonderstunden beschränken – sie können aber ein Anlass sein, Farbe zu bekennen: für Lehrer und auch Schüler, die bisher den Mund gehalten haben.
Die Sonderstunde birgt jedoch eine Gefahr: Die Pflicht, sich mit dem Thema auseinander zu setzen, könnte einzelne Jugendliche abschrecken, vielleicht sogar zu einer diffusen Sympathie mit den vermeintlich „Ausgegrenzten“ führen. Gefragt sind also durchdachte pädagogische Konzepte für eine solche Stunde, die die Lehrer zu einem behutsamen, aber auch konsequenten Vorgehen befähigen.
Eine Schulstunde pro Woche kann allerdings das Problem Rechtsextremismus unter Jugendlichen nicht lösen. Ziel muss es sein, insgesamt eine Stimmung zu schaffen, die eines ausdrückt: Rechts sein ist total uncool. Dafür sind einige Sonderstunden mehr nötig: im Elternhaus, in der Disko, auf der Eisbahn.
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