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: „Bitte nicht berühren“

Bodyguard bei Raffael (Fr., 22.20 Uhr, Arte)

„Irgendwo sind wir vielleicht alle im Bild verewigt, ohne es zu wissen“, sagte die dezent uniformierte Dame. Die Madonna dort, deutete sie auf ein Gemälde, erinnere sie jedenfalls stark an Frau Linke. Wir Zuschauer bekamen Frau Linke leider allerdings nicht zu Gesicht, so dass die kühne Behauptung unwidersprochen stehen bleiben musste. Dafür erzählte eine andere ebenso dezent uniformierte Dame, bei den Stillleben – „Fressalien“ sagte sie etwas jenseits des einer Galerie alter Meister angemessenen Tons – „bei den Fressalien, da kommt der Hunger“. Neulich habe sie den Lachs nachgekocht.

Den Museumswächtern, dem allgegenwärtigen „Bitte nicht anfassen“-Aufsichtspersonal haben sich Pavel Schnabel und Andreas Schümchen in ihrer Dokumentation angenommen, und diese Annäherung erfolgte ähnlich unaufdringlich, wie ein guter Museumswächter wohl sein soll.

Dass die Protagonisten dabei trotz überwiegend stehender Tätigkeit einen etwas getragenen Eindruck machten, gehört wohl zum guten Ton der besuchten Häuser: Neben der Neuen Pinakothek zu München die Galerie Alter Meister in Dresden und – kühner Ausflug in eine andere Welt: die Kölner (Haupt-) Ausgabe des Museum Ludwig.

Dort erinnerte einer der rötlich-violett Berockten auch prompt an Dietmar Bärs „Tatort“-Kommissar Schenk, wie er energisch mutmaßlichen Bildzunahekommern schon mal ganz prophylaktisch entgegenstürmte oder per Hausfunk die Aufsicht „zum Bullen in die Vier“ beorderte: Denn Anselm Kiefers Rindvieh sei „ein ganz verführerisches Bild. Da wird gern mal dran gestreichelt.“

Bis auf die rheinische Lebendigkeit ging es über weite Strecken allerdings so zu wie im „echten“ Museumsalltag, spannender wurde da der Blick hinter die Kulissen: die alltäglichen Zeremonien bei der Öffnung der Ausstellungsräume, die morgendliche Diensteinteilung und das Unglück des seit 28 Jahren in Pinakothek-Diensten stehenden Herrn, den es schon wieder zu den „düsteren Bildern“ verschlagen hatte. Dafür, berichtet er nicht ohne Rührung, habe im Gorbatschow beim Staatsbesuch-Abstecher ins Museum schon mal die Hand geschüttelt.

STEFFEN GRIMBERG