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CTT-Mann Doerfert im Prozessmarathon

Der Prozess gegen den Manager der Caritas-Trägergesellschaft, Doerfert, steht kurz vor dem Abschluss. Doch schon wartet in München die nächste Strafkammer auf ihn: Doerfert soll auch in anderen Bundesländern abkassiert haben

KOBLENZ taz ■ Der Prozess gegen den ehemaligen Vorstandsvorsitzenden der Caritas Trägergesellschaft Trier (ctt), Hans-Joachim Doerfert, kommt offenbar bald zum Abschluss. Im Verlauf des Verfahrens mussten Bundesverkehrsminister Reinhard Klimmt (SPD) und der saarländische Innenminister Klaus Meiser (CDU) zurücktreten, weil sie für ihren Fußballverein 1. FC Saarbrücken mehr als 600.000 Mark „Sponsorengeld“ von Doerfert angenommen hatten. „Noch in diesem Monat“ will die 10. Wirtschaftsstrafkammer am Landgericht in Koblenz die Urteile verkünden, so der Kammervorsitzende Hans-Georg Göttgen.

Am zwanzigsten Verhandlungstag wurden gestern die letzten Zeugen angehört. Am kommenden Montag will die Staatsanwaltschaft plädieren. Doerfert ließ gestern durch seine Rechtsanwältin erklären, dass er im Rahmen der Wiedergutmachung sein persönliches Aktienkonto auf die neue ctt übertragen werde. Volumen: 3,5 Millionen Mark, Peanuts also im Vergleich zu der veruntreuten Gesamtsumme von etwa 100 Millionen Mark. Doerferts Porsche wurde nach einer Entscheidung des Landgerichts Trier bereits konfisziert.

Die Staatsanwaltschaft wirft Doerfert, den in Koblenz mit angeklagten Vorstandsmitgliedern Bernhard Veit von der ctt und Ulrich Ziegelmayer von der Ärztlichen Abrechnungsstelle Trier (ÄAT), einer hundertprozentigen Tochter der ctt, „Untreue“ in wenigstens 74 Fällen zum Nachteil vor allem der katholischen Kirche – Bistum Trier – vor.

Bereits am 19. Verhandlungstag hatte die Staatsanwaltschaft in einem Anklagepunkt auf die Beweiserhebung verzichtet – im Gegenzug verzichteten auch Doerferts Anwälte auf Einsprüche in wenig ergiebigen Punkten.

Das Gericht in Koblenz beeilt sich also. Erstens, weil in Koblenz eine zweite Anklage gegen Doerfert vorbereitet wird – diesmal wegen Betrug, Bestechung und Untreue. Zweitens, weil auch in München schon das Landgericht I auf Doerfert wartet. Dreißig Leitz-Ordner voll mit ihn belastendem Material hat man dort gegen gesammelt. In der vergangenen Woche nun erhob die Wirtschaftsstrafkammer Anklage in vier besonders schweren Fällen von Betrug und Bestechung.

Doerfert wollte das ganz große Rad drehen. Das Saarland und Rheinland-Pfalz waren ihm als Aktionsfelder offenbar zu klein geworden. In Hessen, Bayern, Baden-Württemberg und in der Schweiz erwarb er im Namen der ctt (Caritas) oder der von ihm mit dem Einverständnis von Bischof Spital für weltliche Unternehmungen auf dem Kliniksektor gegründeten Klinik Rose AG günstig angebotene Immobilien, deren Wert er mit fingierten Verträgen über absurd hohe Mieteinnahmen künstlich gesteigert haben soll, so die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft. Für insgesamt mehr als 80 Millionen Mark kaufte dann ausschließlich der Immobilienfonds der Bayerischen Beamtenversicherung (BBVI) die Objekte, die nur rund 30 Millionen Mark wert gewesen sein sollen. Der Geschäftsführer der BBVI, Karl Fütterer, und Doerfert hätten sich die „Gewinne“ geteilt; nach Angaben der Staatsanwaltschaft soll der Gewinnanteil von Doerfert etwa 20 Millionen Mark betragen haben; Fütterer wird mit Doerfert auf der Anklagebank sitzen.

KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT

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