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Volle Kanne in die Planke

Eni geknickter Briefwechsel

Liebe Anne! Heute, auf der Fahrt nach Hause, sah ich, Anne, ohne Pause überall nur DEIN, DEIN Bild; übersah ein Kurvenschild, und du ahnst, was dann geschah: Anne hier und Anne da, und wie ich so an dich denke und so nebenbei auch lenke und das Auto volle Kanne in die Planke wemst, ach, Anne!, sägen mich die Helfer raus, fliegen mich ins Krankenhaus,amputieren mir ein Bein – das soll heute alles sein. Morgen kommt das andre dran, dicker Kuss, Dein Christian

Lieber Christian! Heut’ erhielt ich deinen Brief, und er traf mich wirklich tief. Grad die Stelle mit den Beinen –Christian! Fast musst’ ich weinen! Aber mach dir keine Sorgen: morgen oder übermorgen werd’ ich in den Kaufhof laufen und dir einen Rollstuhl kaufen. Doch worüber, lieber Männe, ich seit Stunden schrecklich flenne:Du erwähnst mit keiner Zeile, ob – o Gott! – auch andre Teile, etwa Achse oder Rahmen substanziellen Schaden nahmen! Ach, mein Schatz, ich stell’ mir vor, wie das neue Auspuffrohr ganz zerknickt ist und – muss heulen! Gibt es gar was auszubeulen?! Ist die Fahrertür verzogen? Die Antenne umgebogen und der Motorblock gerissen? Sag mir: Ist ein Gurt verdreht? Bitte, Süßer, ich muss wissen, wie es unsrem Auto geht! Dies für heute – alles Gute, schreib, mein Hengstchen, Deiner Stute

Thomas Gsella

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