Asterix ohne Zaubertrank

Der unbotmäßige Limburger Bischof Franz Kamphaus gerät unter immer stärkeren Druck aus Rom

von BERNHARD PÖTTER

Sein Vorbild könnte Martin Luther sein. „Widerrufen kann und will ich nichts“, hatte der 1521 vor dem Reichstag zu Worms erklärt und damit den Bruch mit dem Papst vollzogen. Franz Kamphaus sind historische Worte und großes Auftreten fremd. Und doch erinnert der katholische Bischof von Limburg an den Mönch aus Wittenberg. Denn der aktuelle Streit um ihn ist die uralte Auseinandersetzung zwischen Gehorsam und Gewissen in der katholischen Kirche.

Offensichtlich will Rom nun den deutschen Querkopf aus dem Amt entfernen. Eine Frist bis nächste Woche sei ihm gesetzt worden, um auf den Kurs aus Rom einzuschwenken, heißt es. Kamphaus hat sich geweigert, wie die anderen deutschen Bischöfe aus der Schwangerenkonfliktberatung auszusteigen. Dieser leise, aber dennoch offene Widerstand wird ihn nun möglicherweise den Kopf kosten. Ein päpstlicher „Koadjutor“ könnte die Amtsgeschäfte im Bistum übernehmen.

Aus Limburg heißt es bisher: „Alles reine Spekulation.“ Kamphaus hat zu den Diskussionen um seine Person beharrlich geschwiegen. Er wollte die Probleme mit dem Vatikan nicht durch öffentliche Erklärungen eskalieren lassen. Er hat die Armut in Deutschland gegeißelt, die Asylpraxis kritisiert und den Golfkrieg verurteilt. Schließlich fällte er die einsame Entscheidung, im staatlichen System der Schwangerenberatung zu bleiben. In vielen Gesprächen mit schwangeren Frauen hatte er sich ein Bild der Lage gemacht und wollte es nicht verantworten, diesen Frauen Hilfe zu verweigern. Seitdem spricht man in seinem Bistum vom „Asterix-Effekt“: Allein gegen Rom.

Und doch will Kamphaus sich nicht zum Helden all derer aufbauen lassen, die aus kircheninternen oder -externen Gründen den Konflikt mit dem Papst suchen. Dem Papst, der ihn 1982 zum Bischof ernannte, hat er seinen Rücktritt angeboten, aber gleichzeitig klar gemacht, dass er mehr ist als nur Befehlsempfänger.

Der Kirchenmann Kamphaus lebt asketisch: kleine Wohnung statt Bischofspalais, Mittelklassewagen statt Limousine, Priestergehalt statt Bischofssalär. Seine Bescheidenheit und sein offenes Ohr für die Gläubigen machen aus Kamphaus einen der beliebtesten und integersten Oberhirten, der zudem offensichtlich nicht an seinem Bischofsamt klebt. Wenn der Papst nun gerade einen der aufrechtesten Amtsbrüder abstraft, wäre das ein weiteres Zeichen dafür, dass es Rom um den Gehorsam, nicht um das Gewissen geht.