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„Wir wollen dich ausrotten“

Elfjähriger Farbiger in Brandenburg von drei Männern krankenhausreif geschlagen. Rechte Aufmärsche und Aktionen am Wochenende auch in vier anderen Bundesländern

POTSDAM ap/ddp/taz ■ Im brandenburgischen Lauchhammer hat die Polizei am Wochenende die Suche nach den Tätern fortgesetzt, die einen Elfjährigen mit dunkler Hautfarbe beschimpft, geschlagen und getreten haben. Bei dem Überfall am Freitag hatte der Junge ein Schädel-Hirn-Trauma erlitten. Er werde weiter im Krankenhaus behandelt, sagte ein Cottbusser Polizeisprecher gestern. Einen rechtsextremen Hintergrund schließe die Polizei nicht aus. Die Beamten hatten zunächst drei Männer vorläufig festgenommen, die der Junge meinte, erkannt zu haben. Es gebe aber keine Hinweise auf eine Tatbeteiligung, sagte der Sprecher. Nach Angaben des Kindes hätten die Männer gerufen: „Wir wollen dich ausrotten!“ Die Ermittlungen dauern an.

Auch in Potsdam wurden zwei Jugendliche mit Fäusten geschlagen und verletzt, teilte ein Polizeisprecher gestern mit. Zuvor hatten zwei junge Männer „Sieg Heil“ gegrölt und die beiden Vierzehnjährigen beschimpft. Einer der Männer prügelte auf die Jugendlichen ein. Die Verfolgten konnten in ein Haus flüchten. Die Polizei nahm 7 junge Männer im Alter von 20 bis 22 Jahren vorläufig fest. Sie wurden wegen Körperverletzung und Verwendung verfassungsfeindlicher Symbole angezeigt.

Im niedersächsischen Bad Harzburg marschierten am Samstag trotz Platzverweises rund 150 Neonazis mit der Parole „hier marschiert der nationale Widerstand“ auf. Von rund 90 Rechtsradikalen seien die Personalien festgestellt worden, teilte die Polizei mit. Sie nimmt an, dass die Neonazis eigentlich zu einer Demonstration in Wernigerode wollten, die aber verboten worden war.

In Halle überprüfte die Polizei 20 Neonazis, die ebenfalls auf dem Rückweg aus Wernigerode waren. Die Polizisten stellten Fahnen und Transparente sicher und zeigten die Rechtsradikalen wegen Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz an.

In Kühren bei Kiel versammelten sich am Samstag NPD-Mitglieder zu einer Tagung, zu der laut Polizeiangaben auch der am Freitag aus der Berliner Strafverteidiger-Vereinigung ausgeschlossene rechtsextremistische Anwalt Horst Mahler eingeladen war. Eine Gegendemo verlief friedlich.

Bereits in der Nacht zum 7. Januar wurden drei afrikanische Asylbewerber in Arnstadt angegriffen, wie der Flüchtlingsrat Thüringen am Freitag mitteilte. Mehrere Jugendliche hätten die Männer in einer Gaststätte bedroht und misshandelt. Die Aufsicht habe tatenlos zugesehen, als einem der Opfer Schnittverletzungen beigebracht wurden. Bereits im Oktober waren Asylbewerber nach einem Besuch in der Gaststätte überfallen worden. Mehrere afrikanische Asylbewerber wandten sich nun mit der Bitte um Hilfe an den Flüchtlingsrat: Sie wollen in eine andere Stadt ziehen.

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