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Honigwarmer Regen

Die erwartete Dosis Kuschelsoul gab es von Randy Crawford in der Deutschen Oper. Doch mehr als zwanzig Jahre „Streetlife“ haben offensichtlich ihre Spuren hinterlassen

Ein Mann, ein Saxofon, ein Barhocker. Mehr braucht es nicht, um den Geist der 80er wiederzubeleben. So eröffnete der Saxofonist Michael Lington das Randy-Crawford-Konzert in der Deutschen Oper in Bundfaltenhose und einem T-Shirt, unter dem sich die Spuren des Krafttrainings abzeichneten. Mit seiner Band gab er sich alle Mühe, an den Stil einer Zeit zu erinnern, in der das muskelstrotzende Saxofonspiel noch keine Schande war und „Miami Vice“ eine populäre TV-Serie.

Ein Glück für ihn, dass auch in Berlin die 80er noch nicht restlos Vergangenheit sind: Die vielen Dauerwellen und Fönfrisuren im ausverkauften Saal jedenfalls machten den Eindruck, als seien sie schon seit Stehblueszeiten auf Schulpartys im Einsatz. Dies ist wohl die Kundschaft, die sich heute die neuen CDs von Sade und Lionel Richie kauft – aber sicher auch noch manch altes Vinyl von Phil Collins und Toto im Schrank hat.

Erst nach gut einer halben Stunde Instrumental-Einstimmung betrat Randy Crawford die Bühne, in ein gelb-bunt gestreiftes Kleid und einen dunklem Pullover gehüllt. Ihren größten Hit hatte die Sängerin noch in den 70ern mit den Crusaders und dem Stück „Streetlife“, das neben den Songs von George Benson und Bill Withers wohl zu den unbestrittenen Klassikern des Coffeetable-Crossovers von Jazz und Soul zählt. An diesen frühen Erfolg konnte die heute 48-Jährige trotz ihrer honigwarmen Stimme schon in den 80ern allerdings nicht mehr so recht anknüpfen – wohl auch, weil sie zu moppelig war, um angesichts des damals aufkommenden Diktats der Model-Maße eine Chance zu haben neben den aufstrebenden Diven des Designersouls wie Whitney Houston oder Mariah Carey. So verlagerte Randy Crawford ihre Aktivitäten nach Europa, wo sie, vor allem in England und Deutschland, weiterhin kommerziell erfolgreich war. Um aber heute, wie etwa ihre gleichaltrige Kollegin Chaka Khan, neben neuen Soul-Stimmen wie Angie Stone oder Jill Scot ein Comeback starten zu können, dafür ist ihre Musik wiederum zu glatt: Es ist der reinste Kuschelsoul, jenseits aktueller Strömungen und Tendenzen.

In Randy Crawfords Liedern regnet es viel, manchmal brechen die Wolken auch auf, und die Liebe bleibt bestehen. Dazu breitet ihre Band eine sanfte Schmusedecke aus. Selten schwingt sie sich zum Midtempo auf, meist plätschert die Musik nur seicht vor sich hin. In diesen Arrangements wirkt Randy Crawford wie gefangen. Und je länger das Konzert dauert, desto mehr wirkt sie neben der Spur. Zwischen einigen Songs beginnt sie plötzlich unvermittelt zu gackern, und gegen Ende macht sie für einen kurzen Moment ein Gesicht, als müsste sie sich gleich übergeben. Dann reißt sie ihren Evergreen „Streetlife“ lustlos im Eiltempo herunter – 20 Jahre den gleichen Hit abspulen, das hinterlässt wohl seine Spuren. Die Band bricht ab, noch bevor das rhythmische Klatschen im Saal richtig loslegt, und trotz frenetischen Jubels kommt sie zu keiner neuen Zugabe zurück. Dafür ist im Juli ein weiteres Konzert anberaumt. DANIEL BAX

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