Behörde behindert Chemie-Leistungskurse

■ Wer in der 11. Klasse Chemie als Leistungskurs wählen will, hat kaum eine Chance

In den nächsten Tagen müssen die Schüler aus den 10. Klassen, die die gymnasiale Oberstufe besuchen wollen, sich entscheiden, welche Leistungskurse sie in Bremen wählen wollen. Für die Absolventen der Sek-1-Schulzentren ist damit auch die Wahl der Schule verbunden, die sie für die letzten drei Jahre bis zum Abitur besuchen wollen.

Hier von „Wahl“ zu reden „grenzt an Vorspiegelungfalscher Tatsachen“, sagt dagegen der Schülervater Hans Knicker. Denn wenn Schüler weniger „beliebte“Fächer als Leistungskurs wählen wollen, dann stellen sie oft später fest: An der Schule ihrer Wahl gibt es das nicht. Wenn die meist 16-jährigen sich mit ihrer Clique für eine Schule entschieden haben, bleibt dann das Wahlfach auf der Strecke. Insbesondere die Fächer Physik und Chemie, die als Naturwissenschaften angeblich von Bildungssenator Willi Lemke (SPD) besonders gefördert werden, kommen dabei regelmäßig unter die Räder.

Der Sohn von Vater Knicker wollte zum Beispiel Physik als Leistungskurs belegen, und er wollte an die Schule Kurt-Schumacher-Allee. Das „KSA“ hatte zwar Physik im Angebot, der Leistungskurs fand dann aber mangels Schüler-Interesses nicht statt. Als das klar wurde, war es zum Wechseln aber bereits zu spät: Zwei anderer Schulen, die ebenfalls in Frage gekommen wären, waren inzwischen voll ausgeschöpft. Der Sohn verzichtete auf den Leistungskurs Physik.

Dabei ist in der Schulbehörde bekannt, dass jedes Jahr insbesondere in den Naturwissenschaften und in Französisch weit mehr Kurse angeboten werden als dann wirklich stattfinden können. Selbstbeschränkung ist nicht angesagt, schließlich konkurrieren die Schulen um die Schüler. Die Schulbehörde greift dennoch nicht ein. „Die vorgesetzte Behörde als Regierungsbehörde versagt auf ganzer Linie“, sagt Vater Knicker.

Seine Tochter will nun Chemie als Leistungsfach wählen. Von 18 möglichen Chemie-Leistungsklassen zwischen Kippenberg und Walliser Straße sind in den letzten drei Jahren aber gerade sieben zustande gekommen. Vater Knicker will jetzt, da die Behörde versagt, eine kleine Bürger-Initiative organisieren: Wer Chemie als Leistungsfach machen will,soll sich bei ihm melden – so können Chemie-Aspiranten zusammentun und sich an einer Schule anmelden. K.W.

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