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verlorene theaterwelten: die raumsammlerin anna viebrock

Mit Kulissen hat das nichts zu tun. Kulissen sind Hintergründe, vor denen sich das Geschehen abspielt; Anna Viebrocks Bühnenbilder hingegen sind Spiele, die das Geschehen bestimmen. Hohe Räume mit riesigen Türen und Treppen, die nirgendwohin führen, Fahrstühle, Boiler und Heizungen, deren Produktion auf Geräusche beschränkt ist. Menschen zwischen ihnen sehen sehr klein und gottverlassen aus. Aber gleichzeitig sind es diese zerschlissenen Räume, die immer schon ihre eigene desolate Geschichte erzählen, die Verlassene sehr gut aufgehoben wirken lässt. Man kann die Bühnenbildnerin Anna Viebrock eine Raumsammlerin nennen: Vor jeder Produktion macht sie Recherchereisen und fotografiert Details. Tapeten, Mechanik, Objekte des Alltags, bevorzugt eines vergangenen. Diese Orte baut sie mit verzogenen Proportionen ins Theater: „gefundene erfundene Räume“, wie Viebrock sie selbst nennt. Bettina Masuch, Dramaturgin an der Berliner Volksbühne, hat ein Buch über die Künstlerin herausgegeben, das ihre Arbeiten von 1982 bis 2000 dokumentiert („Anna Viebrock Bühnen/Räume“, 280 Seiten, 49 DM). Glücklicherweise nicht nur mit Bildern von Aufführungen – meist in der Regie von Jossi Wieler oder Christoph Marthaler –, sondern auch mit Notizzetteln, Sketchbüchern und Fotos ihrer Inspirationsquellen. Ergänzt von Essays und Interviews, transportiert der Bildband wunderbar die atmosphärische Dichte von Anna Viebrocks Konservierung und Erschaffung verlorener Welten. CK

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