piwik no script img

Steine essen? – Nur im Märchen!

■ Söhnchen lernt das Kämpfen: Das stärkste Kind von Blekinge“ im Fundus-Theater

„Sein Vater war der stärkste Mann in der ganzen Provinz Blekinge. Seine Mutter war die schönste Frau, die es je gab. Als er geboren wurde, war es wie ein Wunder. Er war ein bemerkenswertes Kind.“ So beginnt die Geschichte von dem kleinen, schwächlichen Jungen, der eines Tages zeigen muss, was in ihm steckt. Gabriele Parnow-Kloth und Dörte Kiehn vom Tandera Theater erzählen, spielen und zeigen die Legende „Das stärkste Kind von Blekinge“ mit kleinen Figuren in einem außergewöhnlichen Bühnenbild. Jede Menge Äste und Zweige, zu einer windschiefen Kulisse zusammengeflochten und -gebunden, dienen den Püppchen als Behausung und den Spielerinnen als Spielgehäuse.

Weit holen sie aus, bis sie endlich zum eigentlichen Ereignis kommen. Von dem stolzen und schönen Vater berichten sie, der sogar eine Kuh hochheben konnte – was dem Bauern natürlich gar nicht gefiel. Und in der Nachbarschaft gefiel es auch nicht, dass sich ausgerechnet dieser Habenichts die Dorfschöne angelte. Dafür fing von Mal zu Mal weniger. Immer dicke Pläne, aber nichts in der Tasche. Große Klappe, aber nichts in den Händen. Das vermeintliche Schloss, in dem sie wohnen, ist nichts als eine olle Bretterhütte. Stolz regiert. Und als er beim Schmuggeln erwischt wird und ins Gefängnis wandert, sitzen Mutter und Sohn hungrig da.

Da muss Söhnchen lernen, dass man Steine nur im Märchen essen kann. Schließlich bleibt er allein, als Mutter Geld verdienen geht, und zeigt ganz andere Stärke als der Vater: Er nämlich beweist Selbstbewusstsein und steht zu seiner Not. Da zeigt auch der vermeintlich grimmige Nachbar Mitleid.

Ruhig und gemessen geht die Geschichte über die Bühne. Die beiden Spielerinnen haben die Vorlage von Ulf Nilsson für ihre Zwe-cke bearbeitet und daraus eine nette, kleine Parabel geschaffen. Eine sanft verpackte Lehre für das Zielpublikum ab sechs Jahren: Nimm dein Herz in die Hand, dann bist du selbst dann stark, wenn du klein und ängstlich bist. Oliver Törner

heute + 9.2., jeweils 10 Uhr + 10.2., 16 Uhr, Fundus Theater

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen