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Winterlied

Die dicke Stadt liegt schneegedämpftDie Süße ruft zur Straßenschlacht. Zur Straßenschlacht? – Nee: Schneeballschlacht! Ne Straßenschlacht wär ja gelacht. Das hat Herr Fischer einst gemacht: Der hat ganz wild gekämpft.

Das war im Jahre Molotow Herr Biermann sang: Ermutigung Er bat nicht um Entschuldigung Für Lieder, schön wie Schweinedung.Halb Deutschland hieß BRDigung Wer hier nicht kiffte, soff.

Fünf Finger waren eine Faust: Revolution, hier kommt sie schon! Den Rechten Terror, Spott und Hohn! Auch für die Firma Gott und Sohn Gabs keinen Pfennig Finderlohn. Die Zeit schien sturmumbraust. Sogar für Stefan Aust.

Die Faust im Fäustling eingemufft Es hat sich zügig selbst verpufft Das „Heho, leistet Widerstand! Der Wind treibt Regen übers Land!Komm, reich mir deine Bruderhand!“Dafür gibt’s heute Flaschenpfand. Es war nur heiße Luft.

Und wurde flink zu Eigenmief Es roch nach Kitsch, nach Weihrauch auch. Sie plapperten von „Kopf und Bauch“ Der Kopf stand übel auf dem Schlauch.Intelligenz? Nicht einen Hauch.Der Restverstand schlief tief. Was grade lief, ging schief.

Der Rotwein am Kamin, er schmecktNach Beeren und nach Eichenfass Ein Mann mit Köter schlürt fürbass Ist es ein Deutscher: „Hasso, fass!“? Oder ein Türke: „Alter, krass!“? Der Schnee ist gelb gefleckt.

Es bleibt die Wahrheit des Gesichts.Herr Fischer ist ein Schuftikus Er schickt den Serben einen Gruß Nicht, weil er will – nein: weil er muss!Die Süße gibt mir einen Kuss Und ich vermisse nichts.

Wiglaf Droste

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