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Finkelstein rechtfertigt sich

Bei der Präsentation von „The Holocaust Industry“ greift Autor Finkelstein jüdische Opferverbände scharf an. Deutschland solle NS-Zwangsarbeiter direkt entschädigen

BERLIN taz ■ Gestern stellte sich Norman G. Finkelstein, Politikwissenschaftler und Verfasser von „The Holocaust Industry“, anlässlich des Erscheinens der deutschen Übersetzung seines Werks den Fragen der Journalisten. Doch inhaltliche Erörterungen zu Finkelsteins These, dass die „Holocaust-Industrie“ den Kampf für die Entschädigung jüdischer NS-Opfer wie ein Erpressungs-Racket aufgezogen und die Überlebenden um ihnen zustehende Gelder gebracht habe, unterblieben. Stattdessen ging es um die Frage, wie sich Finkelstein der rechtsextremen Umarmung entziehen wolle. Und ob er nicht selbst an der „Holocaust-Industrie“ partizipiere. Finkelstein rechtfertigte sein Unternehmen damit, die bislang nur in „privaten Gesprächen“ geübte massive Kritik an jüdischen Organisationen wie Jewish Claims Conference und Jewish World Congress in die Öffentlichkeit zu tragen.

Wer sein Buch lese, so Finkelstein, zweifele nicht daran, dass er den Genozid an den Juden in seiner ganzen Monstrosität verurteile. Aber es gelte, Verbrechen mit dem gleichen Maßstab zu messen. Im Gegensatz zu der in Deutschland praktizierten Beschäftigung mit der Vergangenheit hätte die Diskussion über von den USA begangene Völkermorde etwa an den Indianern noch nicht einmal das Stadium des Schuldeingeständnisses erreicht.

Befragt, ob er denn heutige Entschädigungszahlungen an die Opfer des Nazismus noch gutheiße, antwortete Finkelstein, Motiv seiner Arbeit sei es gerade, diesen Opfern zu einer späten, auch materiellen Genugtung zu verhelfen. Was die deutsche Stiftungsinitiative anlange, so sei er dafür, alle Zwangs- und Sklavenarbeiter direkt durch Deutschland zu entschädigen, ohne Beteiligung der genannten jüdischen Organisationen. Es wäre Zeit, so Finkelstein, deren Tätigkeit zu beenden.

CHRISTIAN SEMLER

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