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wie die katastrophenhilfe behindert wird

Versager und Kriegsverbrecher

„Transparenz“ ist das Lieblingswort von Präsident Francisco Flores. Die Verteilung der Hilfe an Erdbebenopfer werde transparent sein, transparent die Kontrolle darüber und transparent auch die Struktur, nach der alles effizient funktionieren wird. Bisweilen aber blickt Flores selbst nicht mehr durch, wer nun eigentlich wofür zuständig ist: das Nationale Notstandskomitee, die Kommission für Nationale Solidarität oder die Armee. Mangelnde Effizienz ist programmiert. Denn an der Spitze der ersten beiden Gremien stehen notorische Versager. Und die von der Armee koordinierte Katastrophenhilfe wird von einem Kriegsverbrecher geleitet.

Mauricio Ferrer, der Chef des dem Innenministerium unterstellten Nationalen Notstandskomitees, war bereits Ende 1998 beim Wirbelsturm „Mitch“ überfordert. Während im unteren Lempa-Tal die Menschen ertranken, überlegte er, ob er sie vor einem Unwetter warnen solle.

Der Unternehmer Roberto Murray Meza, Leiter der Kommission für Nationale Solidarität, einem ad hoc geschaffenen Gremium für die Verteilung der Nothilfe, führte nach dem Erdbeben von 1986 eine ähnliche Kommission. Damals musste das Zentrallager für Hilfsgüter tagelang geschlossen werden, internationale Spenden verschwanden und tauchten auf dem Schwarzmarkt wieder auf.

Und schließlich General Gustavo Adolfo Perdomo, der militärische Operationschef der Katastrophenhilfe. Er wird mit einem in Frankreich ausgestellten internationalen Haftbefehl als Kriegsverbrecher gesucht. Nach Ermittlungen von Menschenrechtsorganisationen und der salvadorianischen Wahrheitskommission hat er im April 1989 die Erschießung der französischen Krankenschwester Madeleine Lagadec angeordnet, nachdem sie in einem Feldlazarett der Guerilla gefangen genommen worden war. Wegen einer Generalamnestie von 1993 lehnen salvadorianische Gerichte ein Verfahren gegen Perdomo ab. Präsident Flores hat ihn vor einem Jahr vom Oberst zum Brigadegeneral befördert. KEP

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