Preise geben Gas

Hein Gas wird am 1. März teurer. Koppelung an Ölpreis bietet kaum Spielraum  ■ Von Gernot Knödler

Erdgas zu verbrauchen wird teurer. Wie die Hamburger Gaswerke (Hein Gas) gestern ankündigten, werden sie den Preis pro Kilowattstunde zum 1. März um 0,35 Pfennige netto anheben. Das entspricht einer Erhöhung des Leistungspreises um rund fünf Prozent bei gleich bleibenden Grundpreisen. Der Anstieg war absehbar, weil der Gaspreis mit Verzögerung an den Heizölpreis gekoppelt ist. Überdies ist die Liberalisierung des Gas-Marktes noch nicht durchgesetzt.

Für höhere Gaspreise müssen in Hamburg 380.000 Haushalte mehr Geld ausgeben. Weitere 200.000 MieterInnen von Wohnungsbaugesellschaften müssen zum 1. April 40 Pfennige mehr pro Quadratmeter bezahlen. Die Wohnungsgesellschaften haben Sonderverträge mit Hein Gas, die nur alle sechs Monate angepasst werden.

Seit Dezember 1999 hat Hein Gas die Nettopreise damit um 2,75 Pfennige pro Kilowattstunde angehoben. Der Grund dafür ist die Ölpreis-Explosion. Sie schlägt auf den Gaspreis durch, weil dieser aus dem Mittelwert der Heizölpreise eines halben Jahres errechnet wird. Der jetzige Preis orientiert sich also am zweiten Halbjahre 2000.

Von der fälligen Erhöhung um 0,8 Pfennige pro Kilowattstunde hat Hein Gas aber nur 0,35 Pfennige weitergereicht, weil zwei Importeure ankündigten, sie würden ihre künftig zu erwartenden Mehrkos-ten nicht vollständig an Hein Gas weitergeben. Das könnte allerdings zu einem höheren Gaspreis im Herbst führen. „Wir schließen eine Erhöhung zum 1. Juni aus“, sagte Hein Gas-Sprecher Gerd Schicketanz, „aber nicht zum 1. Oktober.“

Die Koppelung von Heizöl- und Gaspreis führten die Ölkonzerne in den 60er Jahren ein, um sich mit dem neuen Produkt Erdgas nicht selbst das Geschäft kaputt zu machen. Aus dieser Zeit datieren zumindest einige der Verträge der großen Importeure. Den Wettbewerb erschwert Schicketanz zufolge außerdem, dass nur wenige Lieferanten Leitungen nach Deutschland anbieten und ein Tankertransport von Gas teuer und gefährlich wäre. 80 Prozent des deutschen Erdgases stammt aus Russland, Norwegen und den Niederlanden. „Wir sind genau in der gleichen Situation wie der Tankwart, der sich jeden Tag die Schelte anhören muss, wie die Preise wieder gestiegen seien“, sagt Schicketanz.

Die Liberalisierung des Marktes, Hoffnung auf sinkende Preise, lässt in ihrer Wirkung weiter auf sich warten. Nachdem sich eine erste Verbände-Vereinbarung über den freien Zugang zu den Leitungsnetzen in Deutschland als fruchtlos erwiesen hat, wird zurzeit eine zweite verhandelt. Kartellamtspräsident Ulf Böge drohte deshalbe unlängst mit einer Regulierungsbehörde. Genutzt hat das bisher nichts.