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Keinen Zollzaun für die Bremer City

„Verdi“ soll die neue, moderne Gewerkschaft heißen, aber bislang tritt noch die alte Gewerkschaft hbv auf. Ihre Vorschläge zum Schutze der City gegen böse Konkurrenz dokumentieren vor allem Hilflosigkeit. Einen Zollzaun zum Wohl der Bremer Innenstadt aber wird es nicht geben.

Die „Amerikanisierung“ der Handelsstrukturen, der Ausbau von großen Discount-Häusern an der Bundesstraße, war die neue Bedrohung des vergangenen Jahrhunderts. Die Jusos der 70-ger Jahren haben dabei innerhalb der Bremer Landesgrenzen einiges verhindert und verzögert – bis die Attraktivität der großen Warenhäuser von jenseits der Landesgrenze zu stark wurde.

Factory-Outlet-Center werden in den nächsten Jahren entstehen, auch wenn die Politik derzeit noch den Eindruck erweckt, dies werde verhindert. Und vor allem über den Internet-Handel wird es ganz andere Preiskämpfe und Warenströme geben. Die beiden Öffnungsstunden zwischen 18 und 20 Uhr sind nicht die Bedrohung für Geschäfte alten Stils, sondern der 24-Stunden-Online-Service.

Es lohnt sich allemal, die traditionsreichen europäischen Innenstädte zu verteidigen. Mit der Vorstellungswelt der alten hbv, die die Interessenlage der jetzigen Kaufhaus-Angestellten für den Herzschlag der City hält, geht das allerdings nicht. Vielleicht geht das sogar nur, wenn man sich von der Vorstellung „City gleich großes Kaufhaus“ löst.

Klaus Wolschner

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