piwik no script img

StörzeileBellen, nicht beißen

■ Der DGB wird frech, und plötzlich empören sich alle über die Gewerkschafter

Die Damen und Herren im Senatsgehege schäumen. Und den sozialdemokratischen PragmatikerInnen in der Wirtschaftsbehörde, denen alles andere außer dem Nutzen für den „Standort Hamburg“ egal ist, drehen sich wohl vor Peinlichkeit die Mägen um. Denn etwas so Infames hatte man von den FreundInnen des DGB wirklich nicht erwartet.

Gut, wenn die sozialdemokratischen GewerkschafterInnen herumpöbeln und motzen, weil mal wieder der braune Mob mit behördlicher Duldung und Kooperation durch die Stadt marschieren kann, dann ist man das im rot-grünen Senat gewohnt. Da schickt man am Abend eben den lieben Innensenator an die Front, damit der sich bei den antifaschistischen GegendemonstrantInnen für ihren Mut und die aufgebrachte Zivilcourage bedankt. Bei denselben, die noch tagsüber an den Sperren und Barrieren von Wrocklages PolizistInnen verprügelt oder festgenommen worden sind. Spätestens nach ein paar Tagen ist der Zorn wieder verflogen.

Doch was sich der DGB-Nord jetzt erlaubt hat, ist – gelinde gesagt – Out of Order. Gerade jetzt, wenn sich eine Vielzahl an ausländischen JournalistInnen und BesucherInnen in Hamburg zur Internationalen Reisemesse in der Elbmetropole tummeln, schickt es sich nicht, die Parole herauszugeben, sie seien in Hamburg wegen der Neonazis nicht sicher. Auch wenn es den Tatsachen entspräche, so etwas sagt man einfach nicht laut, weil es dem ach so wichtigen und ach so umworbenen „Standort Hamburg“ zu sehr schadet.

Also lieber DGB, finde Dich gefälligst ab sofort wieder mit deiner dir zugewiesenen Rolle ab. Und die lautet: Bellt ein biss-chen, das ist erlaubt, aber fangt nicht an zu beißen. Magda Schneider

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen