Bosnien-Flüchtlinge: Schnelle Einwanderung
Das Thema Einwanderung ist in aller Munde. Einwanderer werden gebraucht, weil die Deutschen immer weniger Kinder bekommen und es dadurch immer weniger Rentenzahler gibt – darin sind sich mittlerweile alle Parteien einig. Doch die meisten Politiker ignorieren beharrlich, dass bereits ein Potenzial von Migranten vorhanden ist, das relativ einfach in die deutsche Gesellschaft aufgenommen werden kann: zum Beispiel die bosnischen Flüchtlinge, von denen Anfang der 90er-Jahre über 300.000 nach Deutschland kamen.
Kommentarvon JULIA NAUMANN
Die südlichen Bundesländer sind wesentlich weiter. In Bayern und Baden-Württemberg dürfen Bosnier arbeiten und haben jetzt die Möglichkeit bekommen, dauerhaft in Deutschland zu bleiben. In Berlin war das kein Thema. Dafür gibt es zwei Gründe. Die Arbeitslosigkeit ist in der Hauptstadt wesentlich höher als in Bayern. Doch der gewichtigere Grund ist, dass das Arbeitsverbot als Abschreckung dienen sollte. Arbeiten die Flüchtlinge, werden sie nicht in ihre Heimat zurückkehren, so die Argumentation von SPD und CDU. Dass viele Bosnier nicht zurückgehen können, weil sie als Minderheit verfolgt werden, wurde bislang tabuisiert.
Dass die Flüchtlinge aber nicht aus humanitären, sondern aus wirtschaftlichen Gründen arbeiten sollen, liegt hingegen auf der Hand. Der Ausländerbeauftragten Barbara John und SPD-Chef Peter Strieder gebührt dennoch Anerkennung. Denn sie reden nicht nur über Einwanderung, sondern wollen Fakten schaffen. Im Fall der Bosnier ginge das ganz einfach. Das Land hätte doppelten Nutzen: Es würde Geld für die Sozialhilfe sparen und von den Arbeitskräfte profitieren.
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