Boynapping

■ Kinderwunsch: Es sollte ein Junge sein

Nachdem die 36-jährige Entführerin des kleinen Paul-Moritz zunächst keine Angaben zum Anlass und zum Hergang der Tat machen wollte, gab sie gegenüber der Polizei jetzt einen „starken Kinderwunsch“ als Motiv an. Zwar ist sie schon Mutter von fünf Kindern – das Sorgerecht wurde ihr aber entzogen. Ihre Kinder leben bei dem geschiedenen Ehemann.

Am Tag der Tat habe sie einen Kinderwagen aus ihrem Keller geholt und war zur Frauenklinik der St.-Jürgen-Klinik gegangen. Nach Auskunft der Polizei habe sie sich dann – nachdem eine berechtigte Person die durch Chip-Karten gesicherte Säuglingsstation verlassen hatte – eingeschlichen.

Da sich die Täterin einen Jungen wünschte, hielt sie nach einem Bettchen mit einem blauen Schild Ausschau. Den ersten Säugling, der unbeobachtet in der Nähe der Tür stand schob sie samt Rollbett aus der Säuglingsstation. Auf der gegenüberliegenden Wochenstation hat sie das Kind in einem Badezimmer in den Kinderwagen umgebettet und die Klinik verlassen.

Die Frau wurde gestern wegen Anzeichen einer psychischen Erkrankung ins Krankenhaus eingewiesen. Sie hatte das zwei Tage alte Baby während der 24-stündigen Entführung gut behandelt. Die Kidnapperin wurde gefasst, nach dem zwei Bremer sie auf dem Phantombild, das die Polizei 2000-fach verteilt hatte, wiedererkannten.

Die Eltern von Paul Moritz haben die Klinik bereits verlassen. Sie wohnen mit ihrem ersten Kind Lukas im Bremer Umland.

taz