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Letzter Akt für ein Reförmchen

Kultursenator Stölzl wird dem Senat heute den Stand der Opernreform darlegen – doch von seinem großen Wurf ist so gut wie nichts übrig. Die Bühnen sollen jetzt mehrjährige Zuwendungsverträge bekommen, müssen sich aber zum Sparen verpflichten

von RALPH BOLLMANN

Nach fast einjähriger Beschäftigungstherapie droht dem deutschen Feuilleton ein Ende der Berliner Operndebatte. Heute wird Kultursenator Christoph Stölzl (CDU) dem Senat einen „mündlichen Bericht“ über den Stand der Bühnenreform erstatten – und damit bestätigen, was sich schon seit Monaten abzeichnet: Von der Reform an Haut und Haaren, die Stölzl im Vorjahr angekündigt hatte, wird so gut wie nichts übrig bleiben.

Das Kernstück der Pläne, die Stölzl heute präsentieren wird, stammt gar nicht vom Senator selbst: Nach dem Vorbild der Hochschulen sollen die Bühnen künftig mehrjährige Zuwendungsverträge bekommen – ein Vorschlag der Kulturausschuss-Vorsitzenden Monika Grütters (CDU). Überraschende Kürzungen mitten in der Spielzeit, die in der Vergangenheit schon zu kurzfristigen Spielplanänderungen führten, gehören dann der Vergangenheit an. Im Gegenzug müssen sich die Theater dazu verpflichten, durch weiteren Stellenabbau oder höhere Eintrittspreise langfristig mit geringeren Subventionen auszukommen.

Was das in Mark und Pfennig bedeutet, bleibt zwischen Stölzl und Finanzsenator Peter Kurth (CDU) allerdings bis zuletzt umstritten. Dabei geht es vor allem um die Frage, wer für die jährlichen Gehaltserhöhungen des Bühnenpersonals aufkommen muss. Hier deutet sich ein Kompromiss an: Für einen Teil dieser Summe müssen die Opernhäuser weiterhin selbst aufkommen, den Rest darf Stölzl ihnen überweisen. Möglicherweise muss der Senator dieses Geld an anderer Stelle in seinem Etat einsparen.

Statt der geplanten Fusion von Staatsoper und Deutscher Oper wird es bei drei selbstständigen Opernhäusern bleiben. Für mehr Kooperation soll allerdings ein neues „Opern-Board“ sorgen. Ob es eine sinnvolle Kooperation gegen eigenwillige Intendanten wirklich durchsetzen kann, steht allerdings in den Sternen.

Sind sich die Senatoren einig, ist das Reförmchen noch längst nicht in trockenen Tüchern. Der SPD-Fraktionsvorsitzende Klaus Wowereit weist schon vorsorglich darauf hin, dass auch die Haushälter im Abgeordnetenhaus dem Paket noch zustimmen müssen.

An ihnen war in den frühen Neunzigerjahren Kultursenator Ulrich Roloff-Momin gescheitert, als er den Bühnen schon damals das Geld für die Tariferhöhungen zusichern wollte. Ganz so schnell werden die Feuilletonisten auf das Thema also nicht verzichten müssen.

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