piwik no script img

Bau baut ab

■ Landesbank lobt die Konjunktur: Dienstleister dafür verantwortlich

Die Hamburgische Landesbank gehört zu den Institutionen, die die CDU liebend gerne voll privatisieren würde. Die Landesbank rächt sich auf ihre Weise: Sie gibt der Konjunktur in der rot-grün regierten Stadt Hamburg, die XX Prozent der Bank besitzt, auch in diesem Jahr beste Noten. „Unser Optimismus aus dem Vorjahr hat sich als berechtigt erwiesen“, sagt Bankvorstand Alexander Stuhlmann bei seinem alljährlichen Blick auf die wirtschaftliche Lage der Stadt. Das gute Klima für die Wirtschaft in Hamburg werde sich auch 2001 nicht verflüchtigen, sagt er – wenn dafür auch eher die Weltkonjunktur und nicht so sehr die hamburgische Wirtschaftspolitik verantwortlich ist. Eine Negativ-Ausnahme bestätigt allerdings die Positiv-Regel: Die Baubranche.

Auf den Bau sehen Dienstleis-tung und Industrie inzwischen nur noch mit Mitleid herunter. „Die Talfahrt der Bauwirtschaft wird anhalten, es wird insgesamt eher noch weiter zurückgehen als jetzt“, prophezeit Stuhlamnn. Will sagen: Noch mehr Leute auf dem Bau werden ihren Job verlieren, es wird noch weniger Aufträge für heimische Firmen geben. Großprojekte wie Arena oder Airbus bringen auch kaum Entlastung: Sie werden weitgehend von Generalunternehmern durchgezogen, die den Kos-tendruck auf die Baufirmen noch verstärken. „Es gibt zwar überall in der Stadt Baustellen, aber das sind meistens doch nur Sielerneuerungen“, stellt der Vorstand fest.

Hört man bei Stuhlmanns Ausführungen genau hin, wo es im Jahr 2000 boomte, dann sind es die Dienstleister der Neuen Ökonomie – die, die es mit den Tarif- und ArbeitnehmerInnenrechten zuweilen nicht so genau nehmen: Call Center, Werbeagenturen, Zeitarbeitsfirmen, Unternehmensberatungen, Immobilenmakler. Ansonsten malt der Landesbank-Chef das Bild einer Stadt, in der der Hafen einen Rekord nach dem anderen schreibt, der Flughafen so hohe Passagierzahlen hat wie nie und die Arbeitslosenzahl in diesem Jahr so niedrig sein wird wie zuletzt 1993, nämlich unter 67.000. Der Senat als derjenige, der an den Besitzverhältnissen der halbstaatlichen Landesbank nichts ändern möchte, wird es gern hören: Mit so einem Konjunkturbericht als Steilvorlage kann Rot-Grün in den Wahlkampf gegen die CDU ziehen. Peter Ahrens

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen