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Betr.: Mühlenberger Loch, taz hamburg, diverse Berichte
Heilsbringer
„Das Wetter fliegt uns um die Ohren“, titelte die taz zum Bericht des UN-Klimaforschungsverbundes.(...) Die Klimaerwärmung wird katastrophale Folgen haben, und zwar auch in unseren Breitengraden und durchaus noch zu unseren Lebzeiten. Der unstrittige Grund: die ständige Zunahme klimaschädlicher Treibhausgase. Und einen Tag später erfahren wir, dass fast ganz Hamburg sich kaum wieder einkriegt vor Begeisterung, an einem Flugzeug mitbauen zu dürfen, dass ob seiner gigantischen Ausmaße, ebensolche Mengen klimaschädlicher Abgase produziert.
Als ob es die Zusammenhänge zwischen Klimaerwärmung und Abgase nicht gäbe, wird über den A380 berichtet wie über einen Heilsbringer, wird etwas als „wichtiges Projekt der Zukunftssicherung“ (Schröder am 23.02.01 in Hamburg) stilisiert, was uns einmal die Zukunft kosten wird (...).
Diese Zerstörung des Mühlenberger Lochs geschieht mit richterlicher Zustimmung, wohlgemerkt ohne dass vom Gericht naturschutzrechtliche Aspekte überhaupt geprüft wurden. Da fragt man sich als juristischer Laie: Ist das nur Blindheit, ist das ein politisches Gefälligkeitsurteil oder ist das schon Rechtsbeugung?
Wolf-Hartwig Meyer
Vermeintlicher Nutzen
( ...)Die Entscheidung des OVG soll für die Menschen (Arbeitsplätze, Wirtschaft) sein. Doch wann werden die Menschen begreifen, dass die Zerstörung der Natur ihnen weit größeren Schaden bringt, als der vermeintliche Nutzen? – Wa- rum nicht Arbeitsplätze im Umweltschutz schaffen und damit Kosten im Gesundheitswesen sparen. (...)
Arbeitsplätze und eine florierende Wirtschaft auf Kosten der Umwelt zu schaffen ist kurzsichtig. Beides ist sicherlich besser auch mit der Natur zu erreichen.
Anna Dörte Lenore Meyer
Fliegendes Monstrum
Die Entscheidung des OVG bewirkt die umfassendste Katastrophenanreihung, die mir in letzter Zeit aufgefallen ist. Ich kenne kein schwammigeres Urteil mit derartigen Folgewirkungen:
1) Durchgreifende Verletzung des Naturschutzes (trotzdem leider zu sehr im Vordergrund)
2) Nachhaltige Herabsetzung der Lebensqualität: Zigtausend Menschen haben ständig die monströsen Bauwerke vor Augen und müssen außerhalb der (lärmgeschützten?) Wohnungen, z.B. als Spaziergänger, unter dem Krach der Flugzeuge leiden.
3) Grundsätzliche Fortsetzung der Ignorierung des Umweltschutzes: Es gibt keine echte Diskussion über die Schadensstiftung des Luftverkehrs mehr. Nur noch Tatsachen.
4) Unglaubliche Verschwendung von Geldern für wirklich notwendige Aufgaben: Ausbau von Flugplätzen, wobei noch mehr Naturbereiche zerstört werden. Ausgaben für Flugzeuge statt für Hunger und Elend. Prestigverschuldung von Regierung und Gesellschaft..Genau die Vermeidung dieser Punkte wäre zukunftsweisend gewesen. Der schönste Tag des Bürgermeisters ist ein allumfassendes Desaster.
Zum Schluss: Bei einer Milliarde elend lebender Menschen, wer braucht überhaupt ein fliegendes Monstrum über den Wolken?
Heribert Oelsner
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