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Kein Platz für den Spatz

■ Sperlinge haben keine Nistmöglichkeiten mehr. Auch Schmetterlinge verschwinden

Wer den Eindruck hat, dass die Brotkrümel, die vom Teller fallen, immer seltener von Spatzen aufgepickt werden, dem gibt die Statistik recht. Vor 30 Jahren waren sie noch die häufigste Vogelart in Hamburg. Seitdem ist ihre Population laut Vogelschutzwarte um 50 Prozent gesunken. „Das liegt unter anderem an der Wohungsnot der Spatzen“, erklärt Uwe Westphal vom Nabu..

Isolierte Dachpfannen und glatte Fassaden ohne Begrünung durch Efeu beschränken die Nistmöglichkeiten der Vögel. Außerdem bekommen die kleinen Spatzen zu wenig eiweißhaltiges Futter. „Spatzen nehmen auch gerne Staubbäder“, so der Biologe. Offene Sandstellen aber sind selten in einer Großstadt, genauso wie dichte Hecken, in denen die Spatzen Zuflucht suchen.

Auch die Umweltbehörde kommt in dem gestern vorgestellten Kursbuch Umwelt zu dem Schluss: „An glatten Flächen nistet kein Vogel.“ Deswegen sollen „Artenschutzgesichtspunkte fester Bestandteil von Grünflächen und Kleingärten sein“. So könne die Artenvielfalt erhöht werden.

Denn nicht nur Spatzen haben mit den Lebensbedingungen in Hamburg zu kämpfen. „Die Schmetterlinge sind“, erklärt Westphal, „wesentlich schlimmer dran.“ Der Schwalbenschwanz sei selten geworden, weil die Nahrungsquelle der Raupen – die Doldenblüter – durch Auto- und Flugzeugabgase angegriffen werden. „Häufige Arten werden immer häufiger und seltene Arten seltener.“

Rabenvögel breiten sich aus, weil sie gut an den städtischen Lebensraum angepasst sind. Dem Marder kommen als Felsbewohner die Häuser in der Stadt entgegen. Er lebt auf Dachböden oder in Schuppen, und genug zu fressen findet er auch.

Bis zum Jahr 2010, so steht es im Kursbuch Umwelt der Behörde, sollen unter anderem für Spatzen, Fledermäuse und Mauersegler Artenschutz-Förderprogramme für „artgerechte Lebensräume im besiedelten Bereich“ entwickelt werden.

Die Population der Spatzen kann erhöht werden, „wenn der politische Wille da ist“, meint Westphal. Schwieriger sei es den Stickoxidgehalt zu reduzieren. Auch wenn die Ideen des Kursbuchs nicht umgesetzt werden, kann jede KleingärtnerIn etwas zur Artenerhaltung beitragen. Zum Beispiel den Garten nicht zwanghaft aufräumen, sondern die Wildkräuter stattdessen stehen lassen und heimische Stauden anpflanzen. Dann kommen auch Spatzen wieder, die als Dessert bestimmt gerne ein paar Krümel vom Frühstückstisch aufpicken. Michaela Soyer

Kursbuch erhältlich beim Infozentrum für Umwelt, Hermannstr. 14. Internet www. hamburg.de

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