: Schüsse an der makedonischen Grenze
Neue Schießereien zwischen Polizeikräften und Albanern. Nato-Generalsekretär schickt Sondergesandten nach Skopje
SKOPJE/SOFIA afp/rtr ■ An der Grenze zwischen Makedonien und der südserbischen Albaner-Provinz Kosovo ist es gestern zu heftigen Schießereien zwischen Sicherheitskräften und mutmaßlichen albanischen Rebellen gekommen. Dabei wurde niemand getötet oder verletzt. Journalisten beobachteten, wie mehrere Dutzend Rebellen auf einem Berg nahe des Dorfes Tanusevci an der Grenze zur südserbischen Provinz Kosovo Position bezogen und mit Mörsern und Handfeuerwaffen das Feuer eröffneten.
Der makedonische Außenminister Sergan Kerim hatte in der Nacht erklärt, Makedonien werde mit KFOR-Friedenstruppen gegen die Gewalt an der Grenze vorgehen. Für einen Militärschlag gegen das Dorf gebe es jedoch keinen Grund. „Makedonien ist weit vom Kriegszustand entfernt, und die Situation sollte nicht dramatisiert werden“, sagte Kerim. Der bevorstehende Einsatz werde von dem makedonischen Verteidigungsministerium, dem Generalstab und der KFOR geplant.
Die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) und die USA hatten zuvor erklärt, sie würden Verständnis für ein militärisches Vorgehen Makedoniens haben. Die bulgarische Regierung erklärte ihre Bereitschaft, Makedonien die Entsendung von Soldaten anzubieten.
Am Sonntag waren in der Nähe von Tanusevci, das von albanischen Rebellen kontrolliert wird, drei makedonische Soldaten getötet und zwei verletzt worden. Mehrere Vertreter der albanischen Minderheiten in Jugoslawien und Makedonien verurteilten die Vorfälle vom Sonntag. Der ehemalige Kommandeur von albanischen Untergrundkämpfern im Kosovo, Hasim Thaci, sagte, der Ersatz von politischen durch militärische Mittel sei inakzeptabel.
Unterdessen entsandte Nato-Generalsekretär George Robertson seinen Sondergesandten Daniel Speckhard nach Skopje. Speckhard soll in der makedonischen Hauptstadt Gespräche mit der Regierung führen, sagte ein Nato-Vertreter gestern in Brüssel. Die Nato betrachte die Spannungen mit Sorge und nehme die Vorfälle an der Grenze sehr ernst, sagte er weiter. Das Bündnis werde alles tun, um die Lage zu verbessern.
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