: Mai-Offensive bei der Polizei
Jetzt schon im März: Die Polizei bläst zum 1. Mai. Mit Kultur und Sport soll Gewalt verhindert werden. Beamte werden geschult. Und ein neuer Veranstalter für das Konzert im Mauerpark ist gefunden
von PLUTONIA PLARRE
Der März hat kaum begonnen, das schallt es im Landespolizeipräsidium schon: Heraus zur so genannten revolutionären 1.-Mai-Demonstration. Der Chef der Schutzpolizei, Gernot Piestert, stellte gestern die Polzeioffensive für einen friedlichen Verlauf des 1. Mai vor. Unter dem Motto: Aufmerksamkeit, Hilfe Appelle ( kurz AHA genannt) will man wie in den Vorjahren versuchen, die jugendlichen Mitläufer mit Sport- und Musikveranstaltungen von der Straße zu bringen, um „den Gewalttätern die Deckungsmasse zu entziehen“.
Es sei davon auszugehen, dass die revolutionären 1.-Mai-Feierlichkeiten in diesem Jahr zum 15. Mal in Folge in Gewalt mündeten, sagte Piestert. „Wir sind aber nicht bereit, uns damit abzufinden.“ Aus diesem Grund sei das 1999 entwickelte AHA-Konzept verfeinert worden. Über Jugendeinrichtungen, Sportvereine und Schulen versuche man schon jetzt, bei den Jugendlichen um Vernunft zu werben.
Die zweite wichtige Zielgruppe seien die Beamten der geschlossenen Einheiten. An den Herren und Damen in Kampfmontur hatte es 1999 nicht zuletzt gelegen, dass das auf Kommunikation statt auf Konfrontation setzende AHA-Konzept kläglich gescheitert war. Sie hatten die im Einsatz befindlichen AHA-Kollegen als „Warmduscher“ und „Safttrinker“ beschimpft. Damit sich so etwas nicht wiederholt, sollen die geschlossenen Einheiten wie im Vorjahr eigens geschult werden. „Es geht darum, in brenzligen Situationen das Augenmaß zu wahren und lieber etwas länger abzuwarten, als zu früh Konsequenzen zu ziehen“, erklärte ein Beamter. Neben der Sportmeile in der Bergmannstraße soll es in diesem Jahr als Besonderheit erstmals eine Graffiti-Meile im Böckler-Park geben. Statt zur Straßenschlacht kann man in Kreuzberg auch Baden gehen: Das Spreewaldbad wird am 1. Mai bis 24 Uhr offen sein.
Auch an dem Vorhaben, in der Walpurgisnacht im Mauerpark in Prenzlauer Berg ein Konzert zu veranstalten, hält die Polizei fest. Die ursprünglich angeheuerte Agentur hatte ihre Zusage laut Piestert zurückgezogen, nachdem sie „von der autonomen Szene bedroht“ worden war. Die Agentur wollte eine Zaun um den Park ziehen, um Eintritt kassieren zu können. Der Freundeskreis Mauerpark hatte gegen die kommerzielle Nutzung der öffentlichen Grünanlage protestiert. Es sei aber gelungen, einen anderen Veranstalter zu finden.
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