Beruf: Tochter

Dalia Rabin-Pelosof wird Vizeverteidigungsministerin in Israels neu gebildetem Kabinett

von SUSANNE KNAUL

Ihre Mutter Lea Rabin hätte es sicher lieber gesehen, wenn Dalia die Familientradition des Politikmachens in der Arbeitspartei fortgesetzt hätte. Doch Dalia Rabin-Pelosof zog die Zentrumspartei vor, die zunächst so hohe Wahlerfolge erwartete, dass der Parteivorsitzende Jitzhak Mordechai über Wochen Hoffnungen auf das Premierministeramt hegte. Vor allem aber garantierte diese der politischen Anfängerin den Einzug in die Knesset. Am Wahltag reichten die Stimmen dann doch nur ganz knapp, um die Nummer sechs auf der Liste, Dalia Rabin-Pelosof, zur Abgeordneten werden zu lassen.

Die erst zwei Jahre alte „Partei für viele Generationen“ hat sich jedoch inzwischen aufgelöst – vor zwei Wochen gingen ihre Mitglieder ihrer eigenen Wege. Dalia Rabin-Pelosof klopfte beim neuen Verteidigungsminister, Benjamin Ben-Eliesar, an, der die Tochter des ermordeten Jitzhak Rabin zu seiner Stellvertreterin machte. Dabei hatte die als Linke bekannte Politaktivistin eigentlich „unter keinen Umständen“ eine Regierung Ariel Scharons unterstützen wollen; darin war sie sich noch vor wenigen Monaten mit ihrem ehemaligen Parteifreund Uri Savir einig. Inzwischen „sieht sie die nationale Notwendigkeit zur Einheit ein“, wie aus ihrem Büro zu vernehmen war. Das Amt der Vizeverteidigungsministerin gibt ihr zudem eine gute Ausgangsposition, um „Einfluss zu nehmen“.

Die 50-jährige Juristin kam kurz nach der Ermordung ihres Vaters, im November 1995, in den öffentlichen Dienst und wurde Rechtsberaterin des Gewerkschaftsbunds Histadrut. Sie zählt zu den führenden Juristen im Bereich Arbeitsrecht und war auch im Verlauf ihrer Abgeordnetenzeit vor allem in den parlamentarischen Ausschüssen Gesetz und Recht, Staatskontrolle sowie im Ethikausschuss aktiv. In ihren Reden vor dem Parlament beklagte sie wiederholt den Umgangston der Politiker: „Hier in dem Haus, das den Rechtsstaat bewahren soll, finde ich einen Hauch des bösen Windes, der den Tod meines Vaters bewirkte“, sagte sie im Rahmen einer Trauerzeremonie für den ermordeten Premierminister. Besondere Qualifikationen für ihr künftiges Amt kann Dalia Rabin-Pelosof nicht vorweisen. Zwar absolvierte sie ihren Militärdienst in einer Eliteeinheit, hier war sie jedoch nur für die Ausführung „administrativer Aufgaben“ zuständig, wie es in ihrem Lebenslauf heißt. Für die Frau in der klassischen Männerdomäne wird es ohnehin nicht leicht, sich gegen militärisch erfahrene Politiker, wie ihre Vorgesetzten es sind, durchzusetzen.