: Die Bahn ist besser als ihr Ruf
Ein Kundenbarometer von VCD und Emnid ergab: Die Züge sind pünktlicher und die Schaffner freundlicher, als man denkt. Schlecht schneiden allerdings die Toiletten ab
BERLIN taz ■ An der Bahn wird viel herumgenörgelt, doch so schlecht wie ihr Image ist sie nicht. Dies ist das Fazit eines Kundenbarometers, das der Verkehrsclub Deutschland (VCD) zusammen mit Meinungsforschern von Emnid erstellt hat. Auf mehr als 1.500 Fahrten untersuchten professionelle Tester und ehrenamtliche Bahnwatcher „die Alltagssituation der Bahnkunden“: Sind die Züge pünktlich? Ist der Bahnsteig sauber? Funktioniert der Fahrkartenautomat? Ist der Schaffner freundlich? Dabei fragten die Tester nicht die Reisenden nach ihrer Meinung, sondern machten sich ihr eigenes Bild. „Eine reine Faktensammlung“, so VCD-Sprecher Burkhard Reinartz.
Entgegen der weitverbreiteten Meinung, die Bahn komme chronisch zu spät, zeigte sich: Nur jeder zwölfte Zug im Nahverkehr ist unpünktlich, im Fernverkehr ist es jeder achte. Zu den Hauptverkehrszeiten ergab sich allerdings ein anderes Bild: Jeder vierte Zug lässt dann auf sich warten. „Das heißt für die Bahn, dass sie sich jetzt keinesfalls zufrieden zurücklehnen darf“, kommentierte Reinhartz dieses Ergebnis.
Auch bei den anderen Kriterien, die in das Barometer einflossen, schnitt die Bahn besser ab als bei Kundenbefragungen. Sicherheit und Service bekamen besonders im Fernverkehr gute Noten. Die Zeiten, in denen die Fahrgäste als „Beförderungsfall“ betrachtet wurden, scheinen ebenfalls vorbei zu sein: Zwei von drei Schaffnern wurden von den Testern als „überdurchschnittlich“ oder „außergewöhnlich“ freundlich eingestuft. Für viele Reisenden hört der Spaß allerdings beim Gang zur Toilette auf: Zwar gehören immerhin Wasser, Seife und Klopapier mittlerweile zum Standard. Doch was die Sauberkeit angeht, schneiden die Zugklos überwiegend mangelhaft ab. Negativ fiel den Testern außerdem auf, dass die Reisenden vor allem auf kleinen Bahnhöfen und im Nahverkehr zu wenig informiert werden: In jedem dritten Regionalzug gab es während der gesamten Fahrt keine Durchsagen.
KATHARINA KOUFEN
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