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„Kanzler-U-Bahn“ rollt 2010

Senat beschließt Verlängerung der U-5-Strecke vom Alexanderplatz bis zum Lehrter Bahnhof. Durchstich Französische Straße für den Ost-West-Autoverkehr zur Ebertstraße

Spätestens 2010 sollen Touristen und Mitarbeiter von Parlament und Regierung mit der U-Bahn direkt vom Lehrter Bahnhof bis ins schöne Hellersdorf fahren können. Der Senat hat dafür gestern den Bau der so genannten Kanzler-U-Bahn durch die historische Innenstadt offiziell beschlossen. Die ersten vorbereitenden Arbeiten für die umstrittene Bahnstrecke U 5 vom Lehrter Bahnhof über die Straße Unter den Linden bis zum Alexanderplatz sollen noch in diesem Jahr beginnen, sagte Bausenator Peter Strieder (SPD). Mit der Fertigstellung des ersten Streckenabschnitts zwischen Alexanderplatz und Rotem Rathaus rechnet Strieder bereits im Jahr 2007.

Die insgesamt etwa 1,3 Milliarden Mark teure Linie – deren Kosten zu rund 80 Prozent der Bund übernimmt – bedeute eine „schwierige bautechnische Aufgabe für das Land“ sagte Strieder. Damit jedoch die Entwicklung der Innenstadt „möglichst ungestört“ verlaufen könne und mit Blick auf die Einkaufsmeile Friedrichstraße werde die Strecke im Wesentlichen „unterirdisch gegraben“ so der Bausenator. Dazu würden, wie beim Tiergartentunnel, die Röhren per Schildvortrieb durch die Erde gebohrt.

Zu den „vorbereitenden Arbeiten“, die demnächst beginnen, gehören zunächst archäologische Grabungen am Marx-Engels-Forum. Dort sollen alte Fundamente freigelegt und dokumentiert werden. Zwischen 2002 und 2005 ist geplant, den Rohbau des großen Bahnhofs am Berliner Rathaus fertig zu stellen. 2005/2006 soll mit dem Kreuzungsbahnhof Friedrichstraße/Unter den Linden begonnen werden. Bis zu dessen Fertigstellung 2009 wird dort mit erheblichen Verkehrsbehinderungen zu rechnen sein.

Um den Verkehr während der U-5-Bauzeit entlang des Boulevards Unter den Linden zu entlasten, soll die Französische Straße als Ost-West-Verbindung für Autos durchgehend verlängert werden, sagte Strieder. Der „Durchstich“ der Französischen Straße bis zur Ebertstraße solle im Jahr 2004 erfolgen. Zugleich kündigte der Bausenator an, dass 2005 und 2006 die Trambahn vom Alexanderplatz über die Leipziger Straße bis zum Kulturforum realisiert werde.

Während sich der Koalitionspartner CDU, der die Bahn bereits früher gebaut sehen wollte, nun mit der SPD auf den Strieder-Vorschlag einigte, sieht die verkehrspolitische Sprecherin der PDS, Jutta Matuschek, den Bau der U 5 als „eine gravierende Fehlentscheidung“. Statt 1,3 Milliardem Mark für den Tunnelbau auszugeben, sollten diese Gelder besser „für die dringend benötigte Sanierung der U-Bahn“ und die „Erweiterung des Straßenbahnnetzes“ investiert werden. Die U-Bahn-Verlängerung zwischen Alexanderplatz und Lehrter Bahnhof sei auch 2010 „verkehrspolitisch nicht sinnvoll“.

ROLF LAUTENSCHLÄGER

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