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„Die Opfer erwarten, dass das Geld fließt“

Die Stiftung sei für die Entschädigung gerüstet, meint Günter Saathoff, zuständig für die Verhandlungen mit den Partnerorganisationen

taz: Die ersten Entschädigungsanträge sind bereits abgeschickt. Bereitet die Bundesstiftung schon die Auszahlung vor?

Günter Saathoff: Die Opfer erwarten zu Recht, dass das Geld mit der Rechtssicherheit sofort fließt. Wir können die Mittel aber nicht ohne vorherige Prüfung der Entschädigungsanträge auszahlen. Also haben wir den Partnerorganisationen angeboten, vorab bis zu 10.000 Anträge einzureichen, die wir stichprobenartig prüfen. Ziel ist es, möglichst schnell auszuzahlen.

Viele Opfer fühlen sich von den Partnerorganisationen allein gelassen. Woran hapert es?

Das hat etwas mit der Leistungsfähigkeit der Partnerorganisationen zu tun. Bei früheren Entschädigungszahlungen an Osteuropa galt, dass die Opfer sich die nötigen Unterlagen selbst suchen sollten. Wir wollten die Beweislast von den Opfern nehmen: Wenn für einen Antrag noch Dokumente fehlen, müssen sich explizit die Partnerorganisationen an die Archive, vor allem in Bad Arolsen, wenden und möglichst nicht die ehemaligen Zwangsarbeiter.

Ist denn die Bundesstiftung selbst für den Tag X gerüstet?

Im Grundsatz ja, bei den Details stehen wir vor etlichen Herausforderungen – etwa beim Datenaustausch mit den Partnerorganisationen. Wir rekrutieren gerade die Prüfteams, die vor Ort Stichproben machen und etwa feststellen sollen, ob das Opfer wirklich noch lebt. Wir können aber unmöglich sämtliche Akten prüfen.

Reichen Stichproben als Kontrolle?

Wir machen das bewusst so. Schließlich handelt es sich um Partnerorganisationen und nicht um Unterbehörden der deutschen Stiftung. Gleichwohl drängt die Öffentlichkeit zu Recht darauf, dass die zehn Milliarden Mark nicht verschwinden.

Die Polen haben mit Auszahlungen begonnen. War das abgesprochen?

Wenn die polnische Partnerorganisation den Opfern aus eigenen Mitteln Vorauszahlungen leisten will, ist das eine rein polnische Angelegenheit. Wir haben der polnischen Seite das Angebot gemacht, dass sie diese Zahlungen mit den späteren Entschädigungsleistungen verrechnen kann. Voraussetzung ist aber, dass sich die Opfer mit der Anrechnung einverstanden erklären.

Zeigt der polnische Vorstoß nicht, dass die Geduld der Opfer am Ende ist?

Jede Verzögerung ist für die Opfer eine Zumutung. Gleichwohl ist es nicht an der Bundesstiftung, Rechtssicherheit herzustellen. Wir werden für etwas verantwortlich gemacht, was andere Institutionen lösen müssen, die US-Gerichte, der deutsche Bundestag und natürlich die Industrie. INTERVIEW: NM

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