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Die Seuche wird zur Katastrophe

Das ohnehin wirtschaftlich gebeutelte Argentinien wird vom Ausbruch der Maul- und Klauenseuche und dem Exportstopp für Rindfleisch schwer getroffen. Das Embargo kostet 40 Millionen Dollar im Monat. Nun werden 13 Millionen Rinder geimpft

aus Buenos Aires INGO MALCHER

Auch der Exportstopp wirkte nicht mehr. Nachdem die argentinische Regierung vor einer Woche zugegeben hatte, dass auch in Argentinien die Maul- und Klauenseuche grassiere, hoffte Ferdinand de la Rúa durch diesen Schritt auf Gnade bei den Importländern. Geholfen hat es ihm nicht. Bereits am Montag ließen die USA, Kanada und die Europäische Union die Schranke für argentinisches Rindfleisch herunter und verkündeten ihrerseits einen Einfuhrstopp.

Für das ohnehin wirtschaftlich stark gebeutelte Argentinien ist das eine Katastrophe. Jährlich exportiert Argentinien Rindfleisch im Wert von 440 Millionen Dollar vor allem nach Europa, USA und Kanada. Es wird geschätzt, dass der Importstopp dieser Abnehmer mit 40 Millionen Dollar Verlusten pro Monat zu Buche schlagen wird. Genaue Zahlen traut man sich im Landwirtschaftsministerium derzeit nicht zu berechnen. Noch im Mai vergangenen Jahres hatten die argentinischen Landwirte Grund zum Feiern. Sie erhielten das Zertifikat „frei von Maul- und Klauenseuche“. Immerhin ist es mehr als nur ein Mythos, dass die etwa 50 Millionen argentinischen Rinder unter weit besseren Bedingungen aufwachsen als in Europa. Tag und Nacht verbringen sie auf der Weide, und das Landwirtschaftsministerium kontrolliert die Gesundheit der Tiere sehr streng. „Sonst würden wir doch unsere Volksgesundheit aufs Spiel setzten“, sagt Carlos van Gelderen, Koordinator des argentinischen Anti-BSE-Programms.

Der argentinische Fleischkonsum ist dreimal so hoch wie in Deutschland. Im Durchschnitt verspeist ein Argentinier 64 Kilo Fleisch pro Jahr. Rindfleisch ist in Argentinien das Nationalgericht. An jeder Ecke gibt es in Buenos Aires das typische „Asado“ – Blutwurst, Spuckdrüse, Lendensteak, Rippen vom Grill. Trotzdem nehmen die argentinischen Verbraucher die Nachricht von der Seuche gelassen auf, der Fleischkonsum ist nicht zurückgegangen. Die Krankheit hat es in Argentinien immer wieder gegeben, und es ist schon seit einigen Monaten bekannt, dass sie wieder vermehrt auftritt. Vor einer Woche hat der staatliche Hygienedienst für die Landwirtschaft mit Impfungen begonnen. Insgesamt sollen etwa 13 Millionen Rindern Resistenzen gespritzt werden. „Das hätte man schon vor langer Zeit machen müssen, aber die Politik hat lange gebraucht, um zu reagieren“, schimpft Manuel Cabanellas, Vorsitzender der argentinischen Bauernverbände.

Mit dem Importverbot für argentinisches Rindfleisch sind in den Schlachthöfen und Wurstfabriken 3.500 bis 5.000 Arbeitsplätze gefährdet, schätzt die Fleischindustrie. Schon während der BSE-Krise in Europa fielen die Preise für Rindfleisch im November und Dezember um 50 Prozent und die Exporte sanken. Jetzt geht überhaupt nichts mehr ins Ausland. Dabei ist es für Argentinien schon unter normalen Bedingungen nicht einfach, im hoch geschützten europäischen Markt Fuß zu fassen. Mit der „Hilton-Quote“ können lediglich 28.000 Tonnen Rindfleisch jährlich zu Vorzugsbedingungen geliefert werden. Für jedes weitere Kilo sind hohe Zollraten fällig.

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